Es soll herrlicher, britischer Humor sein: In einem TV-Spot rückt ein Rettungsteam aus, um vernachläsigte Gläser mit dem bekannten Hefebrotaufstrich „Marmite“ aus englischen Haushalten zu retten. Der Spot ist wie eine Dokumentation gedreht und erinnert stark an die Rettung vernachlässigter Tiere. Die uniformierten Retter tragen Marmite-Gläser in Katzenkäfigen davon, um sie später in einem Marmite-Heim an neue, liebevolle Familien zu vermitteln.
Der witzig gemeinte Film (http://www.youtube.com/watch?v=mHjssdNNzP0) kommt nicht überall gut an. Sozialarbeiter und Tierschützer fühlen sich verunglimpft. Kann man wirklich die Fürsorge um hilfsbedürftige Menschen und Tiere mit einem Brotaufstrich persiflieren? Laut „The Guardian“ gingen bei der britischen Werbe-Aufsicht innerhalb eines Tages 250 Beschwerden ein. Gleichzeitig gibt es zahlreiche Unmutsäußerungen auf Youtube und Facebook. Der TV-Spot sei beleidigend und geschmacklos.
Unilever taumelt mit seiner gut zwei Millionen teuren Werbekampagne auf einen Shitstorm zu. Dabei zeigt sich der Konzern arg hilflos. Eine Sprecherin wird besänftigend zitiert: „Wir haben nicht die Absicht, zu beleidigen.“ Das ist arg wenig. Wo sind die Fürsprecher? Wo sind die begeisterten Zuschauer des Spots? Wo sind unabhängige Dritte, die Unilever zur Seite stehen? Kurz: Wo ist das kommunikative Gegengewicht? Wenn Unilever die Online-Kommunikation passiv auf sich zukommen lässt, gibt der Konzern die Chance aus der Hand, die Situation aktiv zu entschärfen.
Jörg Forthmann
Unilever spendet jetzt 18.000 Pfund an eine Tierschutzorganisation. Jetzt haben sie Publicity für den Spot und auch noch öffentlich etwas für ihr Image getan. Sieht irgendwie aus wie ein Plan, der perfekt funktioniert hat…