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Krisen-PR: Dem Ex nochmal richtig den Stinkefinger zeigen

Wie sich Fusionsfrust unnötig Bahn bricht

Commerzbank und Deutsche Bank haben trotz intensiven Turtelns nicht zueinander gefunden. Nun tritt die Commerzbank ihrem verblichenen Flirtpartner in der Werbung gehörig gegen das Knie. Da hat wohl die interne Kommunikation nicht funktioniert.

Eine Fusion von Commerzbank und Deutscher Bank hätte einschneidende Wirkung auf beide Häuser gehabt – inklusive Abbau von mehreren zehntausend Arbeitsplätzen. Dementsprechend große Ängste lösen derartige Verhandlungen in den Belegschaften aus. Die Idee ist so unsympathisch, dass der potenzielle Partner geradezu als Gegner wahrgenommen wird. Das scheint zumindest bei der Commerzbank so zu sein.

Kaum dass die Fusion angeblasen ist, wirbt die Commerzbank: „Wir sind die deutsche Bank an Ihrer Seite.“ Und erläutert: „Eine Fusion mit der Deutschen Bank ist vom Tisch. Wir bleiben so, wie Sie uns kennen!“ – was wohl mehr die Erleichterung der Mitarbeiter als die der Kunden widerspiegelt.

Werbung zeigt Verunsicherung der Belegschaft

Aus Sicht der Deutschen Bank ist das ein offener Affront. Es lohnt nicht, sich über diese kleine Werbekampagne wirklich zu ärgern. Aber sie zeigt: Die interne Kommunikation endet nicht mit dem Abblasen einer Fusion. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind tiefgreifend verunsichert worden, und sie sind wohl immer noch von den Sorgen erfüllt, was nun passieren wird – denn irgendwas muss passieren, damit die Großbanken wieder wirtschaftlich genesen. Das Damoklesschwert schwebt also weiterhin über der Belegschaft, und es ist ihr jetzt so bewusst wie nie zuvor.

Das führt zu Irrationalitäten. Am Ende ist der Fehlgriff in der Werbung kein Zeugnis des Selbstbewußtseins, wie es auf dem ersten Blick scheint. Es ist die verbrämte Hoffnung, dass es vielleicht doch so bleibt wie es ist.

Interne Kommunikation endet nicht mit dem Abblasen einer Fusion

Kommunikatoren können daraus herauslesen, dass die Kolleginnen und Kollegen tief verunsichert sind. Hier wieder Haltelinien einzuziehen und Orientierung zu geben ist eine zentrale Aufgabe von Vorstand und interner Kommunikation. Zugegebenermaßen ist die Aufgabe undankbar, denn wahrscheinlich weiß niemand bei der Commerzbank, wie es wirklich weiter geht. Mindestens erforderlich ist aber die Kommunikation, was die nächsten Schritte sind, um der Commerzbank eine Zukunft zu eröffnen. Oder aber der Appell, dass jetzt alle Kräfte entfesselt werden, um eigenständig zu überleben. Nach dem Motto: „Ihr habt keine Fusion gewollt. Nun beweist, dass es auch ohne geht!“

Am Ende wird ein Wir-Gefühl in der Belegschaft gebraucht, das die kollektive Angst um die eigene Zukunft ablöst. Die aktuelle Werbung spricht dafür, dass es dieses neue Zielbild nicht gibt – sonst müsste man sich nicht schäbig am Ex abarbeiten.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
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