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Quo vadis Schweizer Finanzwelt?

Wie Schweizer Banken ihre Reputation wieder herstellen können

Es ist das größte Beben in der Bankenwelt nach der Finanzkrise vor 15 Jahren. Die Schweizer Großbank Credit Suisse gerät in massive Schieflage – und in ein Reputationsdesaster. Für drei Milliarden übernimmt die Schweizer Großbank UBS den schwer angeschlagenen Konkurrenten. Obendrauf hat die Schweizer Nationalbank noch Liquiditätshilfen von rund 100 Milliarden Euro gelegt. Das soll nun Ruhe in die nervösen Finanzmärkte bringen und die Reputation der Schweizer Geldhäuser wiederherstellen. Kann das funktionieren?

Was ist passiert?

Schon lange erodiert das Geschäftsmodell der Alpenrepublik: Ob stabile Banken, niedrige Steuern oder diplomatisches Gewicht – vieles, was der Schweiz Wohlstand und internationales Ansehen einbrachte, hat in den vergangenen Jahren gelitten und letztendlich Vertrauen und damit Reputation gekostet.  Diverse Skandale, die Schließung der beiden US-Institute Silicon Valley Bank und Signature sowie Äußerungen des größten Anteilseigners Saudi National Bank, die Investitionen nicht mehr erhöhen zu wollen, brachten schließlich den Kurs der Credit Suisse auf Talfahrt.

Im Murgang – jenem Strom aus Schlamm und Gestein bei Lawinenrutschen – reißt die Credit Suisse nicht nur kleine und mittelständische Unternehmen mit, für die die Bank bislang quasi der Fels in der Brandung in Sachen Kreditvergabe und Kapitalanlagen war. In der Lawine schwimmen auch die großen Brocken. Nämlich die Kunden aus dem Ausland, die seit Jahrzehnten ihre Vermögen vor allem IN die Schweiz bringen. Und wie das mit Lawinen so ist, sie hinterlassen eine Schneise der Verwüstung. Die Schweizer Wirtschaft wird lange mit der Aufräumarbeit beschäftigt sein.

Mit Versprechen von Sicherheit und im Zweifel Diskretion über das Normalmaß hinaus, hat sich die Schweiz über Generationen zum internationalen Ort für Stabilität aufgeschwungen. Zahlen einer Studie der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG) belegen: Die Alpenrepublik ist das weltweit wichtigste Finanzzentrum für die grenzübergreifende Vermögensverwaltung. Ausländer haben laut BCG 2,5 Billionen Dollar in der Schweiz deponiert. Ob das so bleibt, ist fraglich und bedarf eines erheblichen reputativen Kraftaktes.

Und nun?

Unter uns: Ich denke nicht, dass mit der Übernahme wieder Stabilität und Ruhe einkehren – im Gegenteil: Das Vertrauen von Investoren und Kunden scheint dahin. Zu befürchten ist vielmehr, dass die Unruhe in den Kapitalmärkten und unter Anlegern und Sparern bleibt, da niemand weiß, welche Bank als nächstes in Schieflage gerät. Lawinen haben eben die unangenehme Eigenschaft auch unbeteiligte Abhänge mit reinem weißem Schnee mitzureißen. Die Angst vor der Angst ist quasi eine selbsterfüllende Prophezeiung, die dazu führen kann, dass die Sorge um Liquidität auch die Banken befallen könnte, die ansonsten solvent sind.

Das ist keine rein betriebswirtschaftliche Herausforderung, sondern eine kommunikative.

Was Banken jetzt tun müssen

Die gute Nachricht: Dazu braucht es nicht viel. Banken und deren Vorstände müssen sich wieder auf alte Tugenden besinnen. Die Stellschrauben dafür sind nicht neu: Aussetzung großer Bonuszahlungen an Vorstände, keine zwielichten Steuerhinterziehungsmethoden mehr, Normalisierung der Gehälter und Boni von Top-Managern, offene Kommunikation und detaillierte Kundeninformationen zu Zahlen und eine bessere Vermittlung dieser. Nur so können Geldhäuser ihren Kunden transparent vermitteln, wofür sie stehen, um Reputation zurückgewinnen. Eben nach der Gleichung:

Leistungen + Verhalten + Kommunikation = Reputation

Die schlechte Nachricht: Das ist ein langer Prozess und harte Arbeit, aber Vertrauen ist eben nahezu unbezahlbar und das im wörtlichen Sinne.

Roland Heintze
www.reputationzweinull.de

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Quelle Beitragsbild: https://unsplash.com/de/fotos/cKVuAEsedoY |@purzelbaum

 

Roland Heintze
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