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Twitter bringt Ordnung ins Gezwitscher – mit kuratiertem Content und Google auch Nicht-Nutzer erreichen

“Obwohl wir den besten Content der Welt haben, ist es so, als hätten wir einen Fernseher ohne Programmzeitschrift oder sogar ohne Fernbedienung”, konstatierte Twitters Media-Verantwortliche Katie Jacobs Stanton gerade selbstkritisch laut einem BuzzFeed-Bericht. Twitter hat ein großes Relevanz, genauer gesagt zwei: eins innerhalb des Netzwerks und eins außerhalb. Innerhalb des Netzwerks gehen trotz Hashtag-Kategorisierung interessante Tweets in der Flut an Posts einfach unter. Wem ich nicht folge, dessen interessante Tweets bemerke ich auch nicht – und selbst im eigenen Newsfeed ist so viel los, dass Interessantes verhallt. Außerhalb des Netzwerks sieht es noch düsterer aus: Nicht-Nutzer bekommen von hochwertigen Tweets überhaupt nichts mit – wie auch, wenn Twitter-Inhalte nicht über Google zu finden sind. Dass die Wachstumschancen des Netzwerks vor diesem Hintergrund sehr begrenzt sind – mehr noch: die Versenkung in Irrelevanz droht, ist auch den Unternehmenslenkern klar. Daher bläst Twitter mit zwei Projekten zum Angriff – bisher mit fragwürdigem Erfolg…

Projekt 1: Tweets sollen künftig auch in der Google-Suche angezeigt werden

Anfang Mai muss es für Markenkommunikatoren wie Musik in den Ohren geklungen haben: Mobil-Nutzer bekommen in der Google-Suche künftig Twitter-Inhalte angezeigt (Spiegel Online berichtete) – und werden endlich von Twitter-Nachrichten erreicht, auch wenn sie gar nicht im Netzwerk angemeldet sind. Vorerst nur in den USA, ok. Und ja, so eine Kooperation hatte es 2009-2011 sch0n einmal eine Content-Kooperation zwischen Google und Twitter gegeben, die dann offenbar im Sande verlaufen ist. Aber das war ja alles, bevor gefühlt jeder täglich mit seinem Smartphone online unterwegs war. Komisch zwar, dass trotz großer Verlautbarungen zu wichtigen Suchbegriffen bei Testanfragen des Wallstreet Journals noch keine Tweets angezeigt wurden – aber das begründete ein Google-Sprecher damit, dass eben gerade noch geprüft werde, welche Themen die Google-Nutzer so generell gefallen, um den Content gut auszusteuern.

Google-Twitter-Deal

Jetzt nach fast zwei Monaten der vollmundigen Ankündigung die nächste Hiobsbotschaft: Das Projekt kommt laut einer Studie immer noch nicht richtig voran, nicht einmal in den USA. Obwohl Google bereits seit Jahresanfang technischen Zugriff auf Real-time Tweets hat, werden Stand Juni erst 3,4% aller Tweets von Google indiziert. Es scheint fast so, als hätte Google doch kein so großes Interesse, Content eines anderen Netzwerks prominent seinen Nutzern zu präsentieren. Auch wenn Experten wie Aaron Goldman von 4C InsightsEntwarnung beschwichtigen: Google wähle den Content nur akribisch passend für die verschiedenen Zielgruppen aus, nach komplizierten Algorhythmen, die auch die Relevanz des Tweet-Absenders berücksichtigen. Dass noch so wenig Inhalte indiziert sind, bedeute nicht, dass nicht hinter den Kulissen eine Revolution vorbereitet werde.

Doch dass die Kooperation schnell ein Erfolg und auch auf Deutschland ausgeweitet wird – darauf sollten Kommunikationsprofis nicht setzen. Erst einmal sollten sie daran arbeiten, eine kritische Maße an Followern zu gewinnen.

Projekt 2: Kuratierter Content in den Timelines – auch für Nicht-Nutzer

Die Twitter Timelines sind wie der Name schon sagt chronologisch geordnet. Blöd, wenn ein Tweet darin immer weiter nach hinten rutscht und nicht gesehen wird. Die Deutschen sind zwar täglich immer länger online, aber die ganze Zeit verfolgt wohl niemand seinen Newsstream. Ein neues Feature soll nun die Spreu vom Weizen trennen – und ganz besonders wichtige Inhalte hervorheben. Dieses Feature wird “Moments”, wie The Telegraph berichtet – das Projekt dahinter „Project Lightning“. Rein ins Rampenlicht mit den guten Inhalten. Der Fokus liegt dabei auf News zu gesellschaftlich relevanten Live-Ereignissen – etwa Sportveranstaltungen oder gar Erdbeben. Live-Berichterstattung ist schließlich Twitters Steckenpferd. Ein Team aus Twitter-Redakteurin aus dem Team der oben genannten Katie Jacobs Stanton wird aus dem Pool weltweiter Tweets Inhalte auswählen, um Fotos, Videos, Vines und Periscope Streams ergänzen und prominent auf Twitter veröffentlichen. Angeblich sollen auch Personen, die nicht auf Twitter eingeloggt sind, diese Inhalte sehen können. Fragt sich nur: Wo? Eine Möglichkeit wäre twitter.com, die zu einer Newsseite für alle ausgebaut werden könnte – eine andere die Google-Kooperation: Twitter-Inhalte in Google News und -Suchen. Das könnte auch der Grund sein, warum letztere nocht nicht weiter vorangetrieben ist, denn die Projekte haben auffällig starke Parallelen. Weitere Details zu „Moments“ sollen laut  Venture Capital Post erst in den nächsten Monaten publik gemacht werden.

Dieses Projekt von Twitter ist gleichzeitig ein Revival der klassischen PR: Twitter-Redakteure wählen hochwertigen, relevanten Content aus, bearbeiten ihn, präsentieren ihn den Lesern mit eigenem Absender. Für Unternehmen heißt das: Mit relevantem, gut recherchiertem Content zu Live-Ereignissen kann künftig eine große Reichweite erzielt werden über die eigenen Follower hinaus.

Von Juliana Hartwig

Juliana Hartwig
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