Wenn digitale Besprechungen zum Reputations-Killer werden - Faktenkontor Wenn digitale Besprechungen zum Reputations-Killer werden - Faktenkontor

Wenn digitale Besprechungen zum Reputations-Killer werden

Online-Meetings – zieht es durch, oder lasst es bleiben

Online-Meetings – für die einen unverzichtbares Mittel für die Kommunikation, für die anderen ein unvermeidliches Übel. Aber egal, was man davon hält – entweder zieht man sie mit dem gebotenen Maß an Professionalität durch, oder man lässt es ganz bleiben. Das gilt auch für PR-Profis. Obwohl das eigentlich so nicht stimmt. Das gilt in besonderem Maße für diese Berufsgruppe.

Der PR-Trendmonitor von news aktuell und Faktenkontor hat bei 224 PR-Profis aus der Schweiz und Deutschland nachgefragt, warum sie ein Online-Meeting vorzeitig verlassen. Das Ergebnis ist eher ernüchternd.

Anderes Meeting als Abbruch-Grund

44 Prozent geben an, dass sie in ein anderes Meeting müssen. Klingt plausibel? Klingt eher nach bescheidenem Zeitmanagement als nach einer validen Ausrede. Dicht dahinter mit 43 Prozent folgt „Probleme mit der Technik“. Erinnert eher an den „ich fahre gerade durch einen Tunnel“-Klassiker als nach wirklichen technischen Problemen. Ja, es ist uns allen schon passiert, aber mittlerweile müsste das doch kein Problem mehr sein, oder?

Denn ein Meeting, das man mittendrin abbricht, wirft kein gutes Licht auf den Teilnehmer oder die Teilnehmerin und in der Folge auch nicht auf das Unternehmen. Dabei ist es egal, aus welchen Gründen es unterbrochen wird. Der einzige triftige Grund, der einem dabei einfällt, ist vielleicht noch der Umstand, dass gerade das Gebäude in Flammen steht. Oder es von einer Sturmflut getroffen wird, wenn man sich ein schickes Büro in Küstennähe leistet.

Prioritäten im Auge behalten

Eiliges kommt kurzfristig rein, das geben immer noch 40 Prozent als Ausrede an. Auch hier sollte man sich die Frage stellen, wie das auf der anderen Seite der Leitung ankommt. Denn eigentlich signalisiert man seinem Gegenüber doch, dass er auf der Prioritätenliste auf jeden Fall nicht auf Position Eins steht. Ein Kollege mag das noch mit einem Schulterzucken kommentieren, einem Kunden gegenüber ist diese Erklärung jedoch ein absolutes No-Go.

Die Erklärung, das Meeting führe zu nichts (23 Prozent), klingt zwar plausibel, allerdings stellt sich auch hier die Frage, ob man dadurch beim Kunden Pluspunkte generiert. Einen Preis für Höflichkeit wird man damit auf jeden Fall nicht gewinnen.

Homeoffice Best-Off

Was auf den letzten Plätzen folgt, kann, zumindest größtenteils, zu den letzten Ausläufern der Corona-bedingten Homeoffice-Welle gezählt werden. 17 Prozent geben den Postboten als Verursacher eines abgebrochenen Meetings an, 14 Prozent Kinder. Umtriebige Handwerker landen mit acht Prozent auf einem der letzten Plätze. Klempner, Kinder und Paketboten sollten in einer Büroumgebung allerdings als ernstgemeinte Entschuldigung ausfallen.

Den Abschluss der Liste bilden Unwohlsein und Ärger im Meeting mit drei beziehungsweise zwei Prozent der Nennungen. Gut, krank wird jeder mal, interessant wird es beim Punkt Ärger im Meeting. Diese Begründung kann sich theoretisch mit Unwohlsein überschneiden. Zu hoher Blutdruck auf Grund hitziger Diskussionen vor dem Bildschirm sollte nicht unterschätzt werden. Aber auf Grund der relativ seltenen Nennung können wir diese beiden Punkte bei unserer Betrachtung ruhig außer Acht lassen.

Konzentrieren wir uns also lieber wieder auf die ersten vier Positionen. Auf den ersten Blick kann man sie durchaus als eine Melange aus schlechtem Zeitmanagement und Desinteresse bezeichnen. Probleme mit der Technik möchte man auch nur bedingt zulassen, da die Häufigkeit der Nennung nicht plausibel klingt.

Zweifelhafte Umgangsformen

In Hinsicht auf die Reputation zeichnet sich, wie bereits zu Anfang erwähnt, ein verheerendes Bild. Obgleich die Vorteile von Online-Meetings nicht von der Hand zu weisen sind. Ersetzen sie doch oftmals Reisetätigkeit und sparen dadurch Zeit und Geld. Allerdings scheint es so, dass Online-Meetings zu einer gewissen Verrohung der Kommunikationskultur geführt haben. Die Wenigsten würden zum Beispiel einfach einen Konferenzraum mit der Erklärung verlassen, man habe jetzt aber noch einen anderen, dringenderen Termin oder gar rausstürmen, weil „das Meeting zu nichts führt“.

Wer zuvor mehrere Stunden in der Deutschen Bahn verbracht hat, um zum Ort der Besprechung zu gelangen, ist eher breit, seine Energie darauf zu verwenden, die Veranstaltung mit einem zufriedenstellenden Ergebnis zu verlassen.

Was wie ein Plädoyer für die Wiedereinführung der Präsenzkonferenz klingt, ist eher ein Aufruf an Kommunikationsprofis, ihr Kerngeschäft mit der gebotenen Professionalität zu betreiben. Das beginnt schon damit, dass auch bei einer digitalen Konferenz ein Krümelmonster-T-Shirt nicht die perfekte Bekleidungswahl ist (wobei hier noch betont werden sollte, dass das keine Herabwürdigung von Handpuppen mit einer schwerwiegenden Essstörung sein soll). Auch ein Bügelbrett mit Wäsche im Hintergrund wirkt unprofessionell.

Den Kunden in den Fokus rücken

Bleibt noch zu erwähnen, was einen Kunden ausmacht. Dabei spreche ich nicht? davon, dass er immer Recht hat. Hat er nämlich nicht. Was ihn ausmacht, ist, dass er für die in Anspruch genommenen Leistungen zahlt und dafür auch eine entsprechende Gegenleistung erwartet. Spätestens wenn die nächste Rechnung auf seinem Schreibtisch landet, wird er sich daran erinnern, dass der letzte Call nicht nur unbefriedigend war, sondern auch ein vorzeitiges Ende gefunden hat. Dabei ist es ihm egal, ob es an technischen Schwierigkeiten, Problemen mit dem Terminkalender oder ähnlichem gelegen hat.

Ein beschädigter Ruf zieht viel Freizeit nach sich

Wer die eigene Reputation mit mangelnden Umgangsformen bei Online-Meetings selbst untergräbt, wird am Ende des Tages möglicherweise mit einem luftigeren Terminkalender belohnt. Denn wer sich bei Besprechungen als unzuverlässiger Partner präsentiert, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit beim nächsten Pitch leer ausgehen. Dann kann man sich wirklich wünschen, dass das Büro abbrennt, um wenigstens das Geld aus der Feuer-Police einstreichen zu können.

Roland Heintze
www.reputationzweinull.de

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