Die Dr. Wolff-Gruppe plagt sich mit dem Boykott seiner Anzeigen durch Zeitungsverlage. In den Anzeigen wird Vagisan beworben, ein Produkt gegen Scheidentrockenheit. Eine derart offene Ansprache intimer Probleme lässt offensichtlich die Schamesröte mancher Anzeigenleiter ansteigen. Was Eduard R. Dörrenbecker, Geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Wollf-Gruppe, außerordentlich ärgert. Schließlich würden die Medien zeitgleich ausführlich über ein Interview mit Michael Douglas berichten, in dem der Hollywood-Star zur Ursache seiner Rachenkrebs-Erkrankung sagt: „Ohne ins Detail gehen zu wollen, kann ich sagen, dass diese spezielle Krebsart durch den HPV-Virus (Humanes Papillomavirus) verursacht wird, und den holt man sich beim Cunnilingus.“ Wo Oralsex in die Presse gelangt, müsste also auch eine Intimpflege-Anzeige hineindürfen. Kurzerhand verbreitet Dr. Wolff eine Presseinformation und thematisiert diese Ungerechtigkeit.
Lieber Herr Dörrenberg, haben Sie wirklich geglaubt, dass daraufhin irgendetwas passiert? Die Presseinfo ist an den Medien abgetropft. Sie wird noch nicht einmal in Google News gefunden, wo sich sonst wirklich jeder via Presseinfo verbreitete Unsinn wiederfindet. Medien sind nicht gerecht. Und sie beteiligen sich schon gar nicht an einer Debatte, die zu ihren Lasten geht. Da hilft auch kein Michael Douglas. Krisenkommunikatoren kennen das schon: Auch bei objektivem Versagen der Redaktion ist es schwierig, sich inhaltlich durchzusetzen.
Jörg Forthmann