Bahn-Chef Rüdiger Grube hat an diesem Wochenende den Gang nach Canossa angetreten. Es hatte nicht gereicht, dass er frühzeitig aus dem Urlaub kam, das Kaffeetrinken im Mainzer Stellwerk ging als Randnotiz unter und der Krisengipfel mit der Eisenbahner-Gewerkschaft ging klar als Punktsieg an die Arbeitnehmervertreter. Das Sommerloch vor der Bundestagswahl tut sein Übriges: Die Bundespolitik nimmt Grube in die Zange, und der hat sich mit seinem taktischen Rückzugsgefecht klug verhalten. Die Situation in Mainz erklärt er zu einer Blamage für die Bahn. Das alles ist ihm (!) sehr peinlich. Fehler, die im später auf die Füße fallen können, räumt er auch gleich ein. Dann kann ihm daraus nur noch schwer ein Strick gedreht werden.
Grube lässt seine Gegenspieler ins Leere laufen. Er macht den Kotau und verschafft sich Zeit. Schuldzuweisungen werden schwerer, denn die Schuldfrage ist geklärt. Der Bahn-Chef hat nun die Chance, die Zeit zu nutzen und vorzeigbare Verbesserungen umzusetzen. Wenn nach dem Kniefall jetzt der pragmatische Macher ins Spiel kommt, wird das Publikum dies goutieren. Auf dem Weg dorthin sollte noch ein Schuldiger gefunden werden, dann ist der Turnaround perfekt vollführt.
Wer wettet gegen mich, dass es so kommt?
Jörg Forthmann