Es vergeht kaum ein Fernsehbeitrag zum ADAC ohne Ferdinand Dudenhöffer, Professor an der Universität Duisburg-Essen und gemeinhin der „Autopapst“ in Deutschland. Er kritisiert den Automobilclub unentwegt, radikal – und omnipräsent. Das muss dem ADAC gehörig gestunken haben. ADAC-Präsident Peter Meyer schoss gleich zwei Mal auf Dudenhöffer und blamierte sich damit (erneut) gehörig.
So verbreitete Meyer, dass Dudenhöffer in der Vergangenheit selbst für den ADAC gearbeitet habe und dafür „fürstliche Honorare“ kassiert habe. So sollte wohl der Eindruck vermittelt werden, der Autoprofessor sei käuflich und treibe ein falsches Spiel mit dem ADAC. Tatsächlich hat Dudenhöffer mit wissenschaftlichen Mitarbeitern für den Club gearbeitet, doch das Honorar ging an die Fachhochschule. Keine Spur von Bereicherung.
Beim nächsten Anlauf sollte Dudenhöffer in den Missbrauch von Rettungshubschaubern hineingezogen werden. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung schreibt: „Der ADAC musste einräumen, dass das Präsidium für Flüge durch die Republik 30 Mal die gelben Hubschrauber nutzte. Doch Meyer nutzte das Eingeständnis mit einer neuerlichen Attacke gegen Dudenhöffer: ‚Nur wegen ihm sind wir zwischen zwei Standorten per Helikopter gependelt.‘ Tatsächlich ist Dudenhöffer ebenfalls mit dem Hubschrauber geflogen, auf Bitten des ADAC hin. (…) Weil der Präsident den Rettungshubschrauber ohnehin nutzte, um Präsenz auf beiden Veranstaltungen zu zeigen, wurde Dudenhöffer laut eigenen Angaben der Mitflug angetragen.“
Die Schmutzattacken Meyers werden von der Öffentlichkeit als unanständig empfunden. Meyer schwingt sich zum Moralapostel auf, wo er doch im Büßerhemd stehen dastehen sollte. In der Krise kann der Angriff auf Angreifer ein sehr wirkungsvoller Schachzug sein, aber dieser Befreiungsschlag muss dann auch sitzen – sonst ist man danach beschädigter als zuvor. Auch hier dient der ADAC nun als Musterbeispiel in der Krisenkommunikation.
Grundsätzlich stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, um Kritiker in einer Krise zum Schweigen zu bringen:
- Der Klassiker ist die Deeskalation über Gespräche, über das Einbinden und Beruhigen. Nach dem Motto: If you can’t beat them, join them.
- Der Angriff der Angreifer ist sehr wirkungsvoll, wenn der Kritiker maßgeblich dunkle Flecken auf der weißen Weste hat und das auch eindeutig belegbar ist. Diese Variante ist immer mit Risiko behaftet, vor allem in einer David-Goliath-Situation, in der ein Großer einen kleinen Kritiker attackiert.
- Verbündete ins Feld führen als Gegengewicht zum Kritiker.
Jörg Forthmann