Die Aufmacherseite des Kulturteils im Hamburger Abendblatt bot letzte Woche eine mächtige Protestnote an allzu selbstbewusste Manager von Künstlern. Fotos von einem Cecilia-Bartoldi-Konzert mussten nach dem Willen des Schweizer Managements in der Pause von den Zeitungsfotografen vorgelegt werden. Unliebsame Fotos wären aussortiert worden. Doch daraus wurde nichts: Das Abendblatt brachte zum Aufmacherartikel kein Foto und druckte statt dessen einen vierspaltigen Kasten mit markantem Hinweis auf die unannehmbaren Arbeitsbedingungen für die Fotografen. Allein das war schon eine schallende Ohrfeige. Darüber hinaus – wen wundert es – wurde das Konzert im Text schlecht bewertet. Bartoldi hat es sich gehörig mit der Redaktion verdorben.
Gerade im Bühnengeschäft sind restriktive Bedingungen für Fotografen immer wieder ein ernstes Thema. Nur bei den großen Stars beugen sich Redaktionen grummelnd den Bedingungen. Alle andere müssen sehr vorsichtig operieren. Anders übrigens als Greenpeace: Es wird berichtet, dass sich Greenpeace von mitreisenden Journalisten das gesamte Bildmaterial zur Freigabe vorlegen lässt.
Bei Bilanzpressekonferenzen, Hauptversammlungen oder ähnlich bedeutenden Veranstaltungen bietet es sich an, vorab mit einem Fotografen die Bild-Wirkung zu testen und kurzfristig zu optimieren.
Jörg Forthmann
Lesenswertes Interview zum Thema: http://www.abendblatt.de/kultur-live/article117005409/Bartoli-Konzert-in-der-Laeiszhalle-der-Streit-ums-Bild.html