Seit heute gibt es im Internet ein neues Kampagnenvideo von Greenpeace gegen Lego. Obwohl es erst einige Stunden online ist, haben nahezu 100.000 Menschen das Video bereits gesehen. Die Umweltschützer werfen Lego vor, das Image des Ölkonzerns Shell aufzupolieren – ausgerechnet über die Kinderzimmer. Nun wird Lego per Petition aufgefordert, die Verbindung zu Shell zu kappen. Die Kampagne läuft weltweit. Bis jetzt sollen knapp 300.000 Menschen diese Petition unterzeichnet haben. Warum Lego trotzdem keine Furcht vor Greenpeace haben muss.
16 Millionen Bausätze mit Shell-Logo soll Lego bereits in 26 Ländern verkauft haben. 5 Millionen “Arctic supporters” haben sich online bei Lego registriert. Ian Duff von Greenpeace erklärt britischen Reportern: “Climate change is an incredible threat facing all children around the world, but Shell is trying to hijack the magic of Lego to hide its role. It is using Lego to clean up its image and divert attention from its dangerous plans to raid the pristine Arctic for oil. And it’s exploiting kids’ love of their toys to build lifelong loyalty it doesn’t deserve. It’s time for Lego to finally pull the plug on this deal.”
Mit der Online-Petition will Greenpeace Stimmen gegen das Lizenz-Geschäft zwischen Lego und Shell machen. Im Youtube-Film versinkt die arktische Lego-Landschaft im Öl. Melancholisch singt eine Frauenstimme „everything is awesome“ und sorgt damit für eine Emotionalisierung des Videos. Der Film ist handwerklich gut gemacht. Allerdings scheint die Lego-Landschaft auf den ersten Blick nur die Kulisse für die Vorwürfe an Shell zu sein. Der Zuschauer begreift erst spät, dass Lego angegriffen werden soll.
Und das ist das Kernproblem dieser Greenpeace-Kampagne. Der Greenpeace-Gründer formulierte die Regel, eine Kampagne würde nur funktionieren, wenn sie in einem Satz mit bis zu sieben Wörtern gesagt werden könne. Und wie lang ist das Mission Statement der Umweltschützer auf der Petitions-Webseite? „Shell is using Lego to clean up its image for dirty oil drilling. Tell Lego to cut ties with Shell and save the Arctic.“ 24 Wörter!
Greenpeace hat eine Durch-die-Brust-ins-Auge-Kampagne geschustert. Nimmt den Umweg über Lego, um Shell zu treffen. Das darf den Lego-Kommunikatoren Hoffnung machen, auch wenn am ersten Tag ein sechsstelliges Echo auf Youtube und auf der Petitions-Kampagnenseite zu verzeichnen ist. International haben Forbes und der Guardian heute online berichtet. In deutschen Online-Medien findet die Greenpeace-Attacke so gut wie kein Echo, geht geradezu unter. Auf der Facebook-Seite von Lego gibt es nur vereinzelt Hinweise auf die Vorwürfe der Umweltschützer.
Dennoch: Greenpeace sollten die Lego-Kommunikatoren keinesfalls unterschätzen. Jetzt ist intensives Monitoring gefragt, um kurzfristig auf neue Winkelzüge der Umweltschützer reagieren zu können.
An die Leser aus der Greenpeace-Zentrale: Ich schätze euch als echten Gegner, aber hier habt Ihr Euch verlaufen.
Jörg Forthmann