35 Millionen US-Dollar bekommt der Weltmeister vom Weltfußballverband FIFA, für den Zweiten sind es immerhin noch 25 Millionen US-Dollar. „Bis zum Achtelfinale ist die WM für uns ein Verlustgeschäft“, räsoniert der DFB-Teammanager Oliver Bierhoff – und irrt gewaltig. Lizenzgeschäfte und Merchandising wickelt der DFB über eine kaum bekannte Gesellschaft, die DFB Wirtschaftsdienste Sales Service und Consulting GmbH ab. Bei der letzten WM 2010 machte die Gesellschaft einen Umsatz von 17.5 Millionen Euro und einen „stolzen Gewinn“ von 7 Millionen Euro, berichtet das Handelsblatt. Der DFB-Bundestag wird über die Geschäfte nicht informiert. Trotz der Verpflichtung zur Transparenz über die FIFA-Ethikrichtlinie gibt der Verband kaum mehr Informationen heraus als gesetzlich nötig – die Anzeige im Bundesanzeiger muss genügen. „Zu einer größeren Transparenz der DFB Wirtschaftsdienste habe ich in meiner Amtszeit wenig beigetragen“, wird Präsident Theo Zwanziger zitiert. „Ich habe die Strukturen so von meinen Vorgängern übernommen, war und bin von der Gesetzmäßigkeit des Handelns überzeugt.“ Da spielt Zwanziger mit „legal“ und „legitim“. Und der DFB läuft Gefahr, nach diversen Skandalen in der Fußballwelt sich auch dubios zu präsentieren. „Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat der DFB seinen wertvollsten Schatz, die Markenrechte, die monetisierte Liebe der Deutschen zum Fußball und ihrer Nationalmannschaft, aufgeteilt. Der größte Teil der Beute fließt in den Verband, etwa die Sponsorengelder von Konzernen wie Adidas, Allianz, Daimler, Post und Telekom, aber auch Werbeeinnahmen und Ticketerlöse der Nationalmannschaft.“, berichtet das Handelsblatt. „Doch eine beachtliche Summe, einen zweistelligen Millionenbetrag, haben die Funktionäre aus dem Licht der Öffentlichkeit geschafft: in die Wirtschaftsdienste GmbH.“ So bleiben auch die Gewinne versteckt. Das Handelsblatt berichtet:
„Über die Gewinnverwendung und gegebenenfalls die Ausschüttung von Gewinnen entscheidet die Gesellschafterversammlung und damit der Gesellschafter DFB.“ Tatsächlich sind in den vergangenen Jahren keine Gewinne an den Verband ausgeschüttet worden. Auf Anfrage des Handelsblatts sagt der neue DFB-Schatzmeister und CDU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Grindel: „In den Jahren 2013 und 2014, zu denen ich Einblick habe, gab es keine Ausschüttung der GmbH-Einnahmen an den Verband. Künftig könnte dies aber geschehen.“ Das Geld blieb also im Einflussbereich der Funktionärselite. Denn in der Gesellschafterversammlung der Wirtschaftsdienste GmbH sitzen neben dem Niedersachsen Rothmund das Who is Who des Fußballbundes: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, Schatzmeister Reinhard Grindel, Liga-Präsident Reinhard Rauball, DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock und dessen Stellvertreter Stefan Hans.
Dabei hatte sich der DFB bereits 2003 an der Gesellschaft die Finger verbrannt. Damals berichtete der Spiegel, dass es Geheimverträge gäbe, durch die zusätzliche Honorare für Übertragungsrechte der Bundesliga an die Wirtschaftsdienste geflossen sind. Die Rede war von 26 Millionen Euro. Seitdem hat der DFB in Sachen Öffentlichkeitsarbeit nichts gelernt. Auch die öffentliche Empörung über Bestechungsvorwürfe bei der Vergabe der Fußballmeisterschaft an Katar hat offensichtlich nicht zum Nachdenken angeregt. Der DFB kommt möglicherweise bei dieser WM noch ungeschoren davon und bleibt von breiter öffentlicher Empörung verschont. Doch die Wirtschaftsdienste sind ein Krisenthema, das sicher kommt – fragt sich nur wann. Kluge Kommunikatoren entschärfen die Bombe vorher. Jörg Forthmann