Sponsoren-Krise, die gekommen ist, um zu bleiben
In der Fankurve des FC Bayern München gab es letzten Samstag gehörig Ärger. Fans spannten ein riesiges Plaket „Für Geld waschen wir alles rein“ auf und protestierten damit gegen die Geschäfte des Vereins mit dem Sponsor Qatar Airways. Sehen Sie hier, warum die Bayern-Bosse diesen Protest nicht unterschätzen sollten.
Auf dem Plakat werden Oliver Kahn und Herbert Hainer mit Bluthemden gezeigt. Damit rekurrieren die Fans auf Bericht von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, dass Gastgeber auf den Baustellen für die WM 2022 schlecht behandelt werden, unnötigen Gefahren ausgesetzt werden und mitunter sterben. Gewaschen werden die Bluthemden in einer Waschmaschine mit der Aufschrift „FCB AG“. Kahn hält einen Koffer mit dem Schriftzug „You can rely on us“. Qatar Airways ist seit Jahren großer Sponsor des FC Bayern München. Außerdem absolvieren die Bayern regelmäßig ihr Winter-Trainingslager in Katar. Die Beziehungen des Erstligisten mit dem Emirat sind also durchaus gut.
In der Medienresonanz wird der Protest auf den ersten Blick durch den Sieg der Bayer über den SC Freiburg überlagert. Doch die Diskussion ist emotional aufgeladen, so dass die Viralitätswerte nach oben schießen. Das ist ein ernstes Warnsignal an die Kommunikatoren des FC Bayern München. Diese Emotionalität verschwindet nicht einfach, und sie macht die Kommunikation herausfordernd, weil mit rationalen Argumenten schwer zu punkten ist.
FC Bayern München in unrühmlicher Nähe zu IOC und FIFA
Insofern müssen die Bayern-Bosse ernsthaft damit rechnen, dass ihnen das Thema treu wird – und sie in eine unrühmliche Reihe mit dem IOC und der FIFA gestellt werden, die schon seit Jahren ihre großen Events vorzugsweise in – aus westlicher Sicht – zweifelhaften Nationen ausrichten. Immer flankiert mit dem unangenehmen Verdacht, dass das allein wegen des Geldes gemacht wird.
P.S.: Ein kurzer Nachbericht: Das Qatar-Airways-Sponsoring eskalierte auf der Hauptversammlung der Bayern. Die Prognose hat sich damit bewahrheitet.
Jörg Forthmann