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Krisen-PR: Die 6 Fehler des Georg Fahrenschon

Wenn auch der tiefste Kotau nicht vor der Enthauptung schützt

Krisen-PR: Die 6 Fehler des Georg Fahrenschon

Selten hat sich ein Topmanager in der Öffentlickeit so reumütig gezeigt wie der Sparkassenverbands-Chef Georg Fahrenschon. Genützt hat es ihm nichts. Warum er trotz tiefster Demutsbezeugungen gescheitert ist, lesen Sie hier.

Der Chef des mächtigen Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) wird sein Amt ruhen lassen und zum Ende seiner Amtszeit im Mai 2018 aus dem Verband ausscheiden. Dies kolportieren die Medien heute. Ihm wurde ein Strafbefehl wegen Steuerhinterziehung zum Verhängnis, der just kurz vor der Wiederwahl als Verbandspräsident öffentlich wurde. Fahrenschon versuchte noch, öffentlichkeitswirksam mit tiefer Reue die Sparkassenvertreter hinter sich zu versammeln. Doch die wendeten sich gegen ihn.

Gegenüber der Bild am Sonntag klangen die Demutsbekundungen noch relativ distanziert:

„Ich habe meine Einkommen- und Umsatzsteuererklärungen für die Jahre 2012 bis 2014 verspätet, nämlich erst im Jahr 2016, beim zuständigen Finanzamt abgegeben. Das ist ein Versäumnis, das ich sehr bedaure. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund, dass mir meine Vorbildrolle absolut bewusst ist.“

Kurze Zeit später veröffentlichte das Handelsblatt ein Interview mit dem DSGV-Oberen. Da war die Lage bereits ernster und der Kotau fiel deutlich tiefer aus. Auszüge aus dem Interview:

Das war eine Riesendummheit.

Ganz klar: Ich habe in diesem Punkt die Erwartungen, die an einen DSGV-Präsidenten gestellt werden, nicht erfüllt.

Frage Handelsblatt: Waren die verspäteten Steuererklärungen die größte Dummheit Ihres Lebens? Fahrenschon: Mit Sicherheit.

Fahrenschon hat um sein Amt mit aller Macht gekämpft, und er war sich nicht zu schade, im Lichte der Öffentlichkeit zu Kreuze zu kriechen. Genutzt hat es ihm nicht. Sein Scheitern ist eine Aneinanderreihung von Fehleinschätzungen.

Fehler 1: Leichen im Keller

Der Strafbefehl wegen Steuerhinterziehung ist bereits ein paar Monate alt. Der Verbandschef wusste, dass er eine Leiche im Keller hat. Er hat sie nicht rechtzeitig beseitigt. Das wäre möglicherweise auch nicht mehr schnell genug möglich gewesen, weil das Finanzamt hätte mitspielen müssen. Das Verheimlichen des Strafbefehls ist dann allerdings von den Sparkassenchefs, die ihn wählen sollten, als Vertrauensmissbrauch gewertet worden. Sie hätten gerne vor der Wahl gewusst, wem sie ihre Stimme geben. Das ist gerade deshalb kritisch, weil die Wahl des DSGV-Präsidenten vorbesprochen ist. Da möchte man als wählendes Verbandsmitglied gerne wissen, wenn man in ein Minenfeld mitgenommen wird. Diesen Vertrauensbruch hat Fahrenschon nicht mehr kitten können. Auch nicht durch die weitgehende Entschuldigung in der Öffentlichkeit.

Fehler 2: Wirkung der Entschuldigung überschätzt

Eine Entschuldigung hätte funktioniert, wenn Fahrenschon einen Fehler gemacht hätte, bei dem die Sparkassen-Manager aus seinem Verband nicht persönlich kompromittiert worden wären. Zum Beispiel bei einer unglücklichen Fehlentscheidung, die dem DSGV viel Geld gekostet hätte. Bei einer unpassenden öffentlichen Bemerkung, die Empörung ausgelöst hätte. Auch bei einer Affäre hätte eine ordentliche Entschuldigung zur Wiederwahl wohl gereicht. Doch der DSGV-Chef war ohnehin schon nicht unumstritten. Das vermeintliche Hintergehen beim Verabreden der Wiederwahl war eine persönliche Kränkung. Niemand möchte ohne sein Wissen in eine Steueraffäre mit hinein gezogen werden. Nicht als Chef einer Sparkasse, die der öffentlichen Hand gehört.

Fehler 3: Feinde unterschätzt

Es wird kein Zufall gewesen sein, dass der Strafbefehl so kurz vor der Wiederwahl öffentlich wurde. Da waren wohl mächtige Feinde am Werk. Wer solche Feinde hat und von unangenehmen Leichen im Keller weiß, sollte das Thema vorab gesteuert in die Öffentlichkeit bringen. Diese Chance hat Fahrenschon nicht genutzt. Zeit genug hätte er gehabt.

Fehler 4: Feinde im eigenen Haus

Das Schöne an einer ausgewachsenen Krise ist, dass man alle seine Feinde kennen lernt. So auch bei Fahrenschon. Auch innerhalb der Sparkassenorganisation hatte er Feinde, die die Gelegenheit nutzten und der Bild-Zeitung eine Sprachregelung durchstachen:

Es ist durchaus normal, dass man sich darüber Gedanken macht, wie der Verband auf eine Medienanfrage antwortet. Diese Sprachregelungen lösen bei Journalisten allerdings schwere Allergien aus. Sprachregelungen nähren den Verdacht, dass sich jemand mit geschickten Formulierungen und Unwahrheiten aus der Affäre ziehen will. Deshalb ist es überhaupt nicht angeraten, derartige Sprachregelungen unnötig zu verbreiten. In Feindeshand werden sie zu einem Bumerang mit hoher Durchschlagskraft.

Fehler 5: Wo ist die Prätorianer-Garde?

Das führt zum nächsten Versäumnis. Tomanager sind gut beraten, frühzeitig eine hoch loyale Truppe an Mitarbeitern und Führungskräften um sich herum zu scharen, die in der Krise schlagkräftig genug ist, um ohne Unterstützung nicht zuverlässiger Dritter ins Gefecht ziehen zu können. Leider verlassen sich Führungskräfte allzu leichtfertig auf die Loyalität ihres engsten Umfeldes in der Krise – und sind dann böse überrascht. Die Treue einer Prätorianergarde müssen sich Führungskräfte vorab verdienen (!). In der Krise ist es zu spät,

Fehler 6: Konsequenzen ziehen

Die Entschuldigung von Fahrenschon hatte einen gewichtigen Schönheitsfehler. Er hat keine Konsequenzen gezogen. Die eine Konsequenz – das Ausscheiden aus dem Amt – hat er nicht gewollt. Er hätte aber in anderer Weise Konsequenzen ziehen müssen. Damit die breite Öffentlichkeit sieht: Es sind nicht nur Worte der Reue, sondern auch Taten der Reue.

Jörg Forthmann

 

Jörg Forthmann
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