VW-Schuldbekenntnis in den USA: systematischer Betrug auf Weisung des Managements
Das US-Justizministerium hat VW ein Schuldeingeständnis abgerungen, das es in sich hat. Bislang hat es kaum jemand in Deutschland gelesen. Dabei ist es eine Bombe für die Krisen-PR der Wolfsburger. Lesen Sie hier im Detail, was Volkswagen gestanden hat.
Die Amerikaner haben den Dieselgate-Skandal auf 86 Seiten detailliert öffentlich gemacht. Die Krönung: Der Autokonzern schildert detailliert, wie der Betrug abgelaufen ist. VW verstieß seit Mai 2006 wissentlich gegen US-amerikanische Abgasvorschriften und setzte Manipulationssoftware ein – also rund zehn Jahre! Dabei ging es nicht nur darum, bestehende Motoren zu manipulieren. Bereits beim Design eines Diesel-Motors in 2007 wussten die Ingenieure, dass sie die Abgasvorschriften verfehlen und griffen zu Schummeltricks. Dieselgate war also kein einmaliges Versehen. Es war fortwährende Praxis.
Krisen-PR: systematischer Betrug auf Geheiß des Managements
Als im September 2015 zu befürchten war, dass der Betrug auffliegt, wurden 30 bis 40 VW-Mitarbeiter von einem Anwalt unterrichtet, dass kompromittierende Dokumente nur noch auf USB-Sticks gespeichert werden sollten und nur die letzte Version auf den Servern abgelegt werden soll, wenn notwendig. So sollte es wohl Fahndern schwer gemacht werden, belastende Dokumente zu finden. Dabei blieb es jedoch nicht: Tausende Dokumente vernichtete der Konzern, von denen viele allerdings später wiederhergestellt werden konnten.
Das Schuleingeständnis räumt auch mit der Ausrede auf, dass Dieselgate von einzelnen Mitarbeitern ohne Wissen des Managements realisiert wurde. Das Gegenteil ist der Fall: Mehrere Topmanager leiteten über Jahre ihre Mitarbeiter zum Betrug an.
Chance eines Reset-Starts vertan
Es ist das erste Mal, dass Volkswagen so detailliert über den systematischen Betrug bei Abgaswerten berichtet. Der Druck der amerikanischen Justiz muss enorm gewesen sein. Nun können die Automanager nicht mehr leugnen, wie verwerflich der Konzern über zehn Jahre systematisch mit Wissen des Managements gegen geltendes Recht verstoßen hat. Aus Kommunikationssicht ist dieses erzwungene Schuldeingeständnis ein Problem. Souveräner und vor allem glaubwürdiger wäre es gewesen, wenn VW ohne Daumenschrauben der US-Justiz die Wahrheit gesagt hätte. So bleibt der bittere Eindruck, dass in der Konzernzentrale doch nicht wie angekündigt aufgeklärt, sondern weiter fleißig verschleiert wird.
Damit vertut VW unnötig die Chance einer Reset-Kommunkation: „Wir haben einen großen Fehler gemacht. Daraus ziehen wir jetzt sofort alle notwendigen Konsequenzen. Derartige Verstöße wird es nicht mehr geben,“ So bittet man überzeugend die Öffentlichkeit um einen Vertrauensvorschuss für einen Neustart. Was die Wolfsburger stattdessen abliefern, führt nur zu einer Penetration der Negativwahrnehmung und reißt die Marke VW noch tiefer in den Abgrund.
Lesen Sie hier ( VW-Vergleich-USA-1.pdf (1426 Downloads ) ) wortwörtlich das Schuldeingeständnis von Volkswagen in den USA.
Jörg Forthmann