Drohende Insolvenz ist maßgeblich selbstverschuldet
Die Topmanager von Galeria Karstadt Kaufhof gestehen eine „existenzbedrohende Notlage“ ein. Wenn nicht bald etwas passiert, ist das Unternehmen insolvent. Die Schuldigen haben die verantwortlichen Manager auch ganz schnell gefunden: Ukraine-Krieg, Kaufzurückhaltung der Kunden, Inflation und Energiepreise werfen die Kaufhauskette auf ihrem Sanierungskurs zurück, heißt es. Anders formuliert: Wir Manager sind nicht schuld, da wirken höhere Mächte, gegen die wir nichts ausrichten können. Die Wahrheit ist eine andere. Lesen Sie hier, was das wahre Problem von Galeria Karstadt Kaufhof ist.
Die Reputation von Galeria Karstadt Kaufhof ist tiefrot. Etwa dopppelt so viele negative Aussagen prägen die Wahrnehmung der Menschen wie positive. Ganz anders bei C&A und bei Breuninger; hier sonnt man sich im Lichte einer guten Reputation. Tatsächlich verbirgt sich hinter diesen Zahlen ein ernstes Problem: Haupttreiber für die schlechte Reputation von Galeria Karstadt Kaufhof sind die wirtschaftliche Lage sowie Produkt & Services. Die drohende Insolvenz hat sich also schon länger angekündigt. Entscheidend ist jedoch das extrem schlechte Abschneiden in der Reputationsdimension Produkt & Service im Vergleich zu den beiden Wettbewerbern, die in dieser Disziplin brillieren.
Die Medienanalyse zeigt sehr deutlich, dass der Kaufhauskonzern ein strukturelles Problem hat. Die Kunden schätzen das Warenangebot und den Service in den Kaufhäusern nicht. Das führt zu schlechten Geschäften, und in dieser Lage sind Unternehmen auch besonders empfindlich bei zusätzlichen Belastungen wie einer Kaufzurückhaltung oder sprunghaft steigenden Energiekosten. Deshalb dürfen hier Ursache und Symptom nicht verwechselt werden. Galeria Karstadt Kaufhof leidet im Kerngeschäft unter erfolglosem Management. Die herbeigesehnte Staatshilfe aus Berlin würde an diesem Problem nichts ändern und die Insolvenz nur hinauszögern
Jörg Forthmann