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Krisen-PR: kein Sex auf der Chefetage

Wie sich der McDonald’s-Vorstandsvorsitzende unnötig in die Krise manövriert hat

McDonald’s-Chef Steve Easterbrook musste im November den Burgerbrater verlassen, weil er eine Beziehung zu einer Mitarbeiterin hatte. Zum Abschied beteuerte er, er habe mit der Kollegin „keine körperliche Beziehung“ gehabt. Besser, er hätte geschwiegen. Jetzt wird ihm die verzerrte Wahrheit zum Verhängnis.

Wie es scheint, hat Easterbrook die Firma zu seinem Jagdrevier erkoren. Im Jahr vor seiner Entlassung soll er drei sexuelle Beziehungen mit Mitarbeiterinnen gehabt haben. Heraus kam das Ganze durch eine interne Untersuchung, die aufgrund eines anonymen Hinweises angestoßen wurde. Nun klagt McDonald’s gegen den Manager und garniert die Klageschrift mit Dutzenden von schlüpfrigen Beweisfotos mit viel Haut. Außerdem gebe es kompromittierende Videos.

Easterbrook war offensichtlich unvorsichtig und hat die bebilderten Erinnerungen an seine Verflossenen von seinem beruflichen Mailkonto an seine private Mailadresse geschickt. Diese Mails wurden ihm nun in der internen Untersuchung zum Verhängnis. McDonald’s klagt nun mit dem Ziel, die millionenschwere Abfindung zurück zu bekommen.

Easterbrook ist ein Musterbeispiel für die Volksweisheit „Hochmut kommt vor dem Fall“. Drei Fehler hat der Manager begangen:

1. Fehler: Frauenjagd in der Firma

Es dürfte bei McDonald’s weithin bekannt gewesen sein, dass der Chef jedem Rock hinterherjagt, den er zu fassen bekommt. Dieser Führungsstil ist nicht vertretbar. Und er führt zu Fehler 2.

2. Fehler: Die Rache der Unterdrückten unterschätzen

Die Frauen konnten sich nicht wirklich gegen ihren lüsternden CEO wehren. Die einzige Lösung wäre wohl gewesen, das Unternehmen zu verlassen. Doch der Stachel saß offensichtlich tief, so dass nach seinem Abgang der anonyme Hinweis kam. Easterbrook hat sich von einem Minenfeld umgeben, ohne es wirklich wahrzunehmen. Merke: Wer die Nase hoch genug trägt, sieht nicht mehr, was vor ihm am Boden passiert.

3. Fehler: Unnötige Verzerrung der Wahrheit

Easterbrook ist bei McDonald’s rausgeflogen, weil er eine Beziehung mit einer Mitarbeiterin hatte. Tunlichst vermied der Manager, auf weitere Affären hinzuweisen. Doch mit seiner Beteuerung, mit der Mitarbeiterin habe er keine „körperliche Beziehung“ gehabt, machte Easterbrook eine unnötige Flanke auf. Der Hinweis auf die platonische Beziehung wäre geeignet, den Anschein zu vermitteln, er sei wegen allzu strenger hausinterner Regeln rausgeflogen. Kündigung wegen Händchenhalten – das ist schon arg. Doch wer diese Kulisse aufbaut, sollte nicht als Hallodri im Flurfunk gehandelt werden. So steht Easterbrook nun als lüsterner Lügner da.

Für Kommunikatoren sind solche Chefs extrem schwierig. Soll man sie auf ihre Eskapaden, auf den Flurfunk, auf ihr Führungsversagen und auf das Risiko ansprechen, das sie damit eingehen? Ja. Pressesprecher oder Pressesprecherin müssen die letzten ehrlichen Menschen für Vorstände sein. Wenn das nicht mehr möglich ist, liegt die Zukunft außerhalb des Unternehmens.

Bleibt eine letzte Frage. Warum hat McDonald’s die Klage mit ihren schlüpfrigen Details jetzt öffentlich gemacht? Wahrscheinlich wäre sie ohnehin nicht geheim geblieben. Dann lieber jetzt selber an die Öffentlichkeit bringen und zusehen, dass das Unternehmen die Deutungshoheit behält.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
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