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Krisen-PR: Warum sich der DFB vom Infantino-Inferno absetzt

Heute steht die Wiederwahl des FIFA-Präsidenten Gianni Infantino an. Infantino steht für die – vorsichtig formuliert – undurchsichtige Vergabe von Fußball-Weltmeisterschaften. „Die FIFA muss deutlich offener und transparenter werden“, hat DFB-Präsident Bernd Neuendorf vehement gefordert und daran die Zustimmung der Deutschen an die Wiederwahl geknüpft. Erfolglos. Die Verweigerung ist für den DFB allerdings auch alternativlos, denn die Kritik an der Fußball-WM in Katar war für den Fußball-Bund bereits einschneidend. Ein „Weiter so“ hätten die Fans nicht akzeptiert.

Wie ernst es um den DFB steht, zeigt die Reputationsanalyse: Die Reputation des Managements dominiert das gesamte Reputationsprofil – und ist negativ. Wirklich überzeugend ist der Verband in keiner Reputationsdimension. Weder in der Reputation bei Produkt & Service (hier immerhin leicht positiv) noch in der Nachhaltigkeitsreputation oder in der wirtschaftlichen Reputation. Das wahre Ausmaß der Krise zeigt sich im Imagefaktor Seriösität. Der DFB gilt in der Öffentlichkeit als zutiefst unseriös. Das sind Warnsignale, die kein Topmanager übersehen darf. Eigentlich ist es schon zu spät für den Tritt auf die Bremse. Der DFB steckt bereits tief im Strudel der Kommunikationskrise.

Immerhin bleibt sich der DFB in seiner Linie gegenüber der FIFA treu. Rio-Weltmeisterkapitän Philipp Lahm hatte bereits Ende 2022 gemahnt:

„Die FIFA hat durch den obersten Repräsentanten weiter an Glaubwürdigkeit verloren. Man hat immer mehr den Eindruck, dass Gianni Infantino nicht die beste Lösung im Sinne des Fußballs sucht und dass er schlicht nicht integer ist.“ Schon vor zwölf Jahren sei das Kind mit der Vergabe der WM nach Katar in den Brunnen gefallen. Die Europäer müssen laut Lahm „nun zusammenstehen und verhindern, dass es noch mal zu solch einem Skandal kommt wie bei der WM-Vergabe 2010, denn eine Weltmeisterschaft ohne Europa funktioniert nicht. Viele der Argentinier spielen in Europa, die Franzosen sowieso, auch die Marokkaner orientieren sich an Europa“.

In Kigali hat Neuendorf nun ernst gemacht.

„Der DFB wird die Wiederwahl von FIFA-Präsident Gianni Infantino in Kigali nicht unterstützen. Wir haben in den vergangenen Wochen zu verschiedenen Fragestellungen von der FIFA keine oder nur unzureichende Informationen erhalten. Die FIFA muss im Umgang mit den nationalen Verbänden deutlich offener und transparenter werden.“ Der Weltverband solle künftig „im eigenen Interesse erklären, wie und warum bestimmte Entscheidungen zustande kommen und wer an ihnen mitgewirkt hat. Das ist zuletzt nicht immer der Fall gewesen.“

Dass der DFB den Rücken gerade macht und für sauberen Fussball kämpft, wird in Deutschland gehört werden. Das ist ein erster guter Schritt in der Rehabilitation des DFBs in der öffentlichen Wahrnehmung. Der Weg ist allerdings noch lang.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
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