Krisen-PR: Wie der DFB über die selbst geschaffene Fallhöhe stolpert - Faktenkontor Krisen-PR: Wie der DFB über die selbst geschaffene Fallhöhe stolpert - Faktenkontor

Krisen-PR: Wie der DFB über die selbst geschaffene Fallhöhe stolpert

Erst versprochen, dann nicht eingelöst: Nationalelf lässt One-Love-Armbinde im Spind

Manuel Neuer trägt keine One-Love-Armbinde, obwohl das DFB-Team noch kurz zuvor versprochen hat, die Armbinde auf jeden Fall zeigen zu wollen. Auch wenn die FIFA mit Strafen droht. Nun laufen Sponsoren weg und Fans sind empört. Für Kommunikatoren ist das ein Lehrstück über selbst geschaffene Fallhöhen.

Die Nationalelf zeigte sich in der Pressekonferenz noch unbeugsam: Die One-Love-Armbinde werde auf jeden Fall bei der Fußball-WM in Katar getragen. Nun ist die Mannschaft doch eingeknickt ob der Strafandrohung der FIFA. Die Folgen sind eine Empörungswelle im Publikum, die noch dazu durch den Mut des iranischen Teams befeuert wird, die bei der Nationalhymne aus Protest gegen die Situation in ihrem Heimatland nicht mitgesungen haben. Wohlgemerkt: bei realer Gefahr für die Spieler und ihre Familien daheim. Die Deutschen hätten riskiert, vorzeitig aus der WM auszuscheiden. Das nimmt sich geradezu bescheiden aus.

Die One-Love-Armbinde ist Symbol des Einknickens geworden

In diese Situation haben sich DFB und Nationalelf selbst gebracht. Sie spürten den Druck der Öffentlichkeit, nicht unkritisch mit den Bedingungen in Katar umzugehen und wollten ein Signal setzen: die One-Love-Armbinde, die ja bereits eine abgeschwächte Version der verbotenen Regenbogenarmbinde war. Nun haben die Deutschen selbst diese Kompromisslösung nicht wahr gemacht und sind vollkommen eingeknickt. Obwohl sie ausgerechnet das vorher kategorisch abgelehnt hatten. Damit hat sich die Nationalelf die Fallhöhe selbst geschaffen.

Wäre die Mannschaft einfach nur zum Fußballspiel nach Katar gereist, hätte sich mit politischen Statements vollkommen zurückgehalten, wäre sie dafür kritisiert worden. Aber man hätte immer noch sagen können: Hier geht es um Fußball. Und die Fußball-Weltmeisterschaft verändert Katar. Die Kritik wäre aber zu ertragen gewesen.

Der Nationalelf hilft keine Krisen-PR mehr

Nun ist die Empörung groß. Sie wird sich auch nicht mehr legen. Reputativ ist der Mannschaft und dem DFB nicht mehr zu helfen (außer die One-Love-Armbinde wird doch noch rausgeholt).

Kommunikatoren lernen aus dem Fall, dass große Vorsicht geboten ist, wenn über Ankündigungen selbst eine gefährliche Fallhöhe geschaffen wird. Dann muss man auch liefern, oder die Prügel werden deutlich schmerzhafter sein.

Jörg Forthmann

 

 

 

 

 

Jörg Forthmann
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