Die Lufthansa hat Klimakleber auf 740.000 Euro verklagt, weil sie sich auf die Landebahnen von Flughäfen geklebt und den Lufthansa-Flugverkehr blockiert haben. Das ist sachlich und rechtlich vollkommen in Ordnung. Kommunikativ ist diese Klage ein Risiko, denn die Lufthansa begibt sich in eine David-Goliath-Auseinandersetzung: Der große Konzern prügelt auf arme kleine Umweltschützer ein, die für das Gute kämpfen. Sehen Sie hier, wie das erste Medienecho für die Lufthansa war – und welchen Weg die Lufthansa gehen kann, um der David-Goliath-Falle zu entgehen.
Das erste Echo auf die Klage bestätigt leider alle Befürchtungen: Es gab eine breite Medienresonanz auf die Klage mit negativer Tonalität und hoher Viralität, was für eine emotional negativ aufgeladene Debatte steht. In diesem Umfeld ist es für Unternehmen schwierig, mit Sachargumenten durchzudringen. Das erschwert die Krisenkommunikation enorm.
Die Kommunikationskrise kocht mit dem Gerichtsprozess hoch
Andererseits: Dieses erste Echo perlt an der Lufthansa ab. Ist morgen wieder vergessen. Das wahre Kommunikationsrisiko tritt ein, wenn ein mehrtägiger Gerichtsprozess geführt wird und die Klimakleber eine Plattform für ihre David-Goliath-Inszenierung haben. Dann werden sie tränenreich berichten, dass sie für die Rettung des Klimas kämpfen. Dass die Lufthansa Schuld am Klimawandel ist. Und dass sie jetzt als Kämpfer für das Gute vom Lufthansa-Konzern in die Privatinsolvenz geprügelt werden. Aber das würden sie auf sich nehmen, denn es geht ihnen allein um die Rettung der Erde!
Deutsche Post ist Vorbild in der Krisen-PR
Auf dieses Szenarion sollte sich die Lufthansa jetzt schon vorbereiten (und wird es wahrscheinlich auch schon tun). Ein gutes Beispiel für den kommunikativen Umgang mit einer Klage gegen Klimakleber liefert übrigens die Deutsche Post. Auch sie hatte die Umweltschützer verklagt, aber die Strafe war am Ende für eine gute Sache – und zwar für den Klimaschutz. Das war ein ausgesprochen kluger Schachzug der Bonner, den sich die Lufthanseaten genauer ansehen sollten.
Jörg Forthmann