Wie Germany's next Topmodel doch noch Bombenopfer wird - Faktenkontor Wie Germany's next Topmodel doch noch Bombenopfer wird

Wie Germany’s next Topmodel doch noch Bombenopfer wird

GNTM

Das Finale bei Germany’s next Topmodel (GNTM) ist Freitagabend wegen einer Bombendrohung abgebrochen worden. Eine Bombe wurde nicht gefunden. Dafür platze eine mediale Bombe: VIPs wären deutlich früher als das „normale“ Publikum evakuiert worden. GNTM ist Opfer der journalistischen Skandalisierung geworden. Wie konnte das passieren?

Die Evakuierung einer Halle mit tausenden von Gästen ist ein Krisenfall. GNTM ist Opfer einer telefonischen Bombendrohung geworden. Kann also objektiv nichts dafür, dass das Finale frühzeitig abgebrochen wurde. Die Evakuierung ist jedoch ein sehr gutes Beispiel dafür, dass Opfer von Kriminellen gleich noch Opfer von Medien werden.

Der Sündenbock-Mechanismus in der Krisenkommunikation

Der Sachverhalt bei der Evakuierung der Veranstaltungshalle in Mannheim war offensichtlich wenig ertragreich für die schreibende Zunft. Einige Journalisten waren in der Halle und konnten vom Ablauf berichten: Ansage einer „technischen Störung“, Gedränge am Ausgang, Gerüchte einer Bombendrohung. Passiert ist dann aber nicht so richtig was – bis auf ein gebrochenes Bein, was sich wohl irrtümlich in die Berichterstattung eingeschummelt hatte, weil es noch nicht mal das gab. Im Fernsehen war es ähnlich ernüchternd. ProSieben überbrückte mit 15 Minuten Werbung, was die Zuschauer nervte, und dann gab es ein Alternativprogramm. Das reicht nicht für eine echte Schlagzeile. Glücklicherweise waren die Jury von der Bühne und der VIP-Bereich zügiger geräumt als der Rest der Halle. Ohne zu fragen, ob das möglicherweise an der besseren Lage zu den Notausgängen lag, lieferte diese Beobachtung den dringend benötigten Aufhänger für den vermeintlichen Skandal: VIPs und Promis werden schneller gerettet!

Dieser Mechanismus ist darauf zurück zu führen, dass es keinen Täter gibt, der als Projektionsfläche für Skandalisierung und Problematisierung durch Journalisten herhalten kann. Also wird nach anderen Vergehen gesucht, und dafür bietet sich das betroffene Unternehmen geradezu an. War die Evakuierung wirklich professionell? Hat man sich um die Betroffenen gekümmert? Gab es wenigstens irgendwo eine kleine Panik? Die hinterhältigste Frage ist: „Haben Sie wirklich alles getan, um…?“ Als ich Lebensmittelerpressungen als Krisenkommunikator begleitet habe, lautete die Frage: „Haben Sie wirklich alles für die Sicherheit der Lebensmittel getan, um die Verbraucher vor einer Vergiftung zu schützen?“

Merke: Wer das Opfer zum Sündenbock machen möchte, muss nur die richtigen Fragen stellen.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
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