Wie Wirecard die Wirtschaftsprüfer in die Krise stürzt - Faktenkontor Wie Wirecard die Wirtschaftsprüfer in die Krise stürzt - Faktenkontor

Wie Wirecard die Wirtschaftsprüfer in die Krise stürzt

Und was das mit selbstverschuldeter, schlechter Reputation zu tun hat

„Wirtschaftsprüfer laufen Sturm gegen neue Haftungsregeln des Bundes“, meldet das Handelsblatt – und liefert damit ein Musterbeispiel, für die elementaren Folgen von Reputationsverlust und sinkendem Vertrauen in der Gesellschaft. Der Wirecard-Skandal mit testierten Jahresabschlüssen, die nicht wahr waren, hat nun gravierende Folgen für die Damen und Herren mit Ärmelschoner. Falls Sie Ihr Chef demnächst fragt, wozu Reputation wirklich gut ist, zeigen Sie ihm diesen Fall. Und diesen Film.

Reputation steht dafür, dass Unternehmen von der Gesellschaft die Berechtigung erhalten, ihren Geschäften nachzugehen. Das klingt erst einmal gestelzt, aber ganze Branchen sind bereits über die fehlende „Licence to operate“ gestolpert: Banken nach der Lehmann-Pleite, Autohersteller nach Dieselgate oder amerikanische Social-Media-Konzerne derzeit mit kräftigem Gegenwind in den EU-Institutionen. Gefühlt mag das weit weg sein, aber der Fall der Wirtschaftsprüfer zeigt, wie schnell ein Reputationsverlust zu einschneidenden Maßnahmen führen kann. Die Politik arbeitet derzeit an neuen Regeln für die Branche. Die Haftung soll sich von 4 auf 20 Millionen Euro verfünffachen. Außerdem sollen die Prüfer häufiger bei den Unternehmen rotieren, damit es schneller einen frischen Blick auf vermeintliche Missstände gibt.

An der Reputation von EY und KPMG ist deutlich zu erkennen, wie sie der Akzeptanzerosion in der Öffentlichkeit und damit in der Politik Vorschub geleistet haben. PwC und Deloitte sehen in der jüngsten Vergangenheit hingegen deutlich besser aus – und ärgern sich nun wohl, dass sie in den Strudel des Wirecard-Skandals hinein gezogen werden.

Die Quintessenz ist unterdessen klar: Wenn sich Manager nicht um die Reputation ihres Unternehmens scheren, laufen sie Gefahr, elementare Risiken zu schüren. Vor einem halben Jahr hätten darüber die Topmanager der Big Four der Wirtschaftsprüfer wahrscheinlich auch nur milde gelächelt…

Jörg Forthmann

 

 

Jörg Forthmann
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