Automobilhersteller warnt: Ein Drittel jugendlicher Autofahrer in Deutschland nutzt Social Media am Steuer
Mein heutiger Blog-Beitrag ist doppelt nützlich: Zum einen warnt er vor den Gefahren zügelloser Social-Media-Nutzung – zum anderen präsentiert er ein schönes Beispiel für gelungene PR.
Der Automobilhersteller Ford hat in diesem Monat zum Thema „Ablenkung im Straßenverkehr“ eine Studien-gestützte PR-Kampagne gestartet und warnt dabei insbesondere vor Gefahren im Zusammenhang mit der Smartphone-Nutzung am Steuer.
Besonders gefährlich dabei: Eben mal schnell per Smartphone die eigenen Social Media Kanäle auf Neuigkeiten checken. Das dauert laut Ford rund 20 Sekunden – sogar einen „Selfie“ knipsen geht schneller. Bei 100 km/h Stunde legt ein Auto in dieser Zeit eine Entfernung von fast 560 Metern zurück – das entspricht der Länge von fünf Fußballfeldern. Und fünf Sportplätze bieten viel Platz für ein plötzliches Hindernis. Wer so lange seine Augen von der Fahrbahn nimmt, spielt mit seinem Leben – und dem anderer.
Trotzdem scheint dieses leichtsinnige Verhalten weit verbreitet, wie Ford in einer Umfrage unter 7003 autofahrenden Smartphone-Besitzern aus acht EU-Staaten im Alter zwischen 18 und 24 Jahren ermittelt hat: Ein Viertel aller Befragten gab an, Soziale Medien am Steuer zu nutzen und dabei sogar eigene Postings hochzuladen. Deutschland liegt sogar zehn Prozentpunkte über diesem Schnitt: 35 Prozent der Befragten aus der Bundesrepublik gestanden die Social-Media-Nutzung beim Fahren.
Etwas schade ist, dass Ford dabei nicht die komplette Studie veröffentlicht hat; inwieweit die Zahlen tatsächlich aussagekräftig sind, lässt sich deshalb nur schwer nachvollziehen.
Davon abgesehen gibt es für PR-Verantwortliche bei der Ford-Kampagne aber viel abzugucken:
Die Kick-Off-Pressemitteilung ist nicht nur gut geschrieben und mit reichlich Zahlen versehen – Ford bietet auch ein gutes Pressefoto und die obige Infografik gleich zum Download an. Die Infografik visualisiert die abstrakten Zahlen sehr anschaulich und bringt sie in die Lebenswelt der Zielgruppe. Schon mit diesem grundlegenden Mitteln erreichte Ford schnell eine deutliche Medienpräsenz.
Für die Welt der Sozialen Medien gibt es zusätzlich zwei unterschiedliche Youtube-Videos, eine Spielszene und eine Animation. Für beide Produktionen wurden offensichtlich Leute angeheuert, die sich mit so etwas auskennen. Ein wichtiger Punkt – denn nicht jeder, der eine Heimvideokamera besitzt, kann professionelle Filme machen. Das vergessen viele Firmen bei der Budgetierung von Video-Projekten leider oft.
Offizielles Ziel der Kampagne ist natürlich die Steigerung der Verkehrssicherheit – dass Ford gerade in einem besonders einprägsamen Werbespot (Stichwort: „Schmollbraten“) eine SMS-Vorlesefunktion in ihren Autos bewirbt, ist ein, hm, „glücklicher Zufall“…