Apple: eine Kultmarke auf dem Sterbebett - Faktenkontor Apple: eine Kultmarke auf dem Sterbebett - Faktenkontor

Apple: eine Kultmarke auf dem Sterbebett

Wie Kommunikationskrisen und Produktmängel der iCompany zusetzen

Krisen-PR Apple

Rechtzeitig zu Weihnachten habe ich dieses eCard-Motiv zugeschickt bekommen. Es hat mich erinnert: Schenke dieses Jahr ein iPhone oder ein iPad. Nächstes Jahr freuen sich die Kinder möglicherweise nicht mehr so sehr. Apple ist angeknackst. Kommunikationskrisen und Produktfehler haben der iCompany zugesetzt. Fühlen Sie mit mir den Puls am Sterbebett einer Kultmarke.

2016 wird ein bitteres Jahr für Apple, prognostiziert Morgan Stanley. Erstmals seit Einführung des iPhones sollen die Absätze zurückgehen. Es kursiert die gefährliche Einschätzung, dass der „noch wertvollste Konzern der Welt“ seinen Zenit erreicht oder gar schon überschritten hat. Dunkle Wolken ziehen sich über ausgerechnet dem Konzern zusammen, der zur „Inkarnation des Kults“ geworden ist. Erfahrene Krisenkommunikatoren behagt es bei derartigen Superlativen nicht, denn sie zeigen auch: Die Fallhöhe ist enorm.

Wachstum AppleDer iPod ist bereits seit Jahren im Sinkflug. 2016 soll das iPhone folgen.

 

Der Tod von Steve Jobs war der erste Einschlag, unter dem die Marke Apple zu leiden hatte: Der Visionär war weg, und sein Nachfolger Tim Cook vergleichsweise blass. Und tatsächlich bewahrheiteten sich die Befürchtungen, dass der Pedant Jobs der Garant für Qualität und Exzellenz der iProdukte war – und sich mit seinem Fehlen ärgerliche Mängel breit machen. Neue iPhone-Modelle waren unausgereift und Software mangelhaft. Die Benutzerführung auf iTunes ist trotz Update unterirdisch, wobei Updates bei Apple in jüngerer Vergangenheit oft genug ohnehin mehr Probleme als Lösungen brachten. Obendrein gibt es seit Jahren unerfreuliche Berichte von den Arbeitsbedingungen der Apple-Zulieferer in China. Die taz machte die geschundenen Arbeiter kurzerhand zu „iSklaven“, was die Sache pointiert beschreibt.

Krisen-PR iSklaven

Nun könnte man auch sagen: „Was schert mich die Presse. Hauptsache, der Kunde kauft!“. Falsch gedacht. Der Marktanteile des Apple-Betriebssystems iOS erodiert bereits (siehe Grafik). Der Marktanteil von Samsung bei Smartphones ist doppelt so hoch wie der von Apple. Die Kunden haben schon längst reagiert, es hat nur fast keiner mitbekommen.

Apple-Absturz

 

 

Apple mutiert damit zu einem Musterbeispiel, wie kontinuierliche Negativmeldungen in der Presse in Kombination mit Produktmängeln selbst eine Kultmarke auf das Sterbebett bringen. Noch fühlen wir einen Puls beim Patienten. Für die letzte Ölung ist noch etwas Zeit. Apple braucht jetzt allerdings dringend einen guten Internisten.

Jörg Forthmann

Update 6. Januar 2016: Apple drosselt offenbar die Produktion der iPhone-Modelle 6S und 6S Plus um bis zu 30 %. Bis März sollen weniger Geräte hergestellt werden, erst ab April will der Konzern wieder mehr produzieren, berichtet „Nikkei“. Grund: Die Nachfrage sei schwach.

Jörg Forthmann
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