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Barilla-Chef provoziert Homosexuelle

„Wir werden keine Werbung mit Homosexuellen schalten, weil wir die traditionelle Familie unterstützen. Wenn Homosexuellen das nicht gefällt, können sie Pasta eines anderen Herstellers essen“, provozierte Guido Barilla im italienischen Sender Radio24. Der Pasta-Boss stellt weiter klar: „Man kann ja nicht jedem gefallen, bloß um niemandem zu missfallen“. Der Nudelproduzent habe eine etwas andere Kultur und unterstütze die „heilige Familie“. Das sei einer der zentralen Werte von Barilla. Diese Aussagen waren extrem unklug. Die Homosexuellen-Szene ist außerordentlich gut organisiert, so dass binnen Stunden ein Shitstorm über Barilla hinwegschwappte. Auf der Barilla-Facebook-Seite schimpfen empörte Kunden und kündigen den Barilla-Boykott an. Andere laden Fotos hoch, wie Barilla-Nudeln bereits im Mülleimer liegen. Auf Youtube gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Spot-Videos – bis jetzt vor allem aus Italien, doch die Empörung schwappt bereits auf ganz Europa über.

Eine Entschuldigung wird Barilla wenig helfen, denn – schauen Sie sich das Youtube-Video mit dem Interviewmitschnitt an – der Barilla-Chef antwortet ruhig, bekräftigt sogar noch seine Meinung auf Nachfrage des Moderators. Das waren keine unüberlegten Äußerungen in einem Streßmoment, kein drakonisch geführtes Interview und kein mißverstandener Witz – das war spürbar die feste Überzeugung Barillas.

Dieses Interview ist ein Musterbeispiel für Topmanager in Medientrainings, was unüberlegte öffentliche Äußerungen für Folgen haben können. Barilla hat im Interview die christliche Kirche bemüht. Jetzt sollte er den Glauben ein zweites Mal betonen und sich als Christ entschuldigen, eine große Dummheit begangen zu haben. Das ist gewagt, aber eine Entschuldigung an beleidigte Homosexuelle braucht mehr als ein einfaches Bedauern. In Italien wird die Erhöhung durch den Glauben zudem besser verstanden als in Deutschland. Den nächsten Schritt wird der Barilla-Boss kaum mitgehen, aber er würde helfen: Der Nudel-Konzern sollte einen Schwulen-Verband in einem sozialen Projekt unterstützen und sich um eine Allianz mit der Szene kümmern. Diese Wiedergutmachung – der Gang nach Canossa – würde die Gemüter mit Chance beruhigen. Doch dazu wird es nicht kommen. Barilla beugt sich nicht und wird die Empörung damit weiter anstacheln.

Jörg Forthmann

 

Jörg Forthmann
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