Am vergangenen Freitag schaltete Tengelmann die nebenstehende Anzeige im Handelsblatt – mit der Empfehlung, bei der morgigen Bundestagswahl Angela Merkel zu wählen. Derart klare Bekenntnisse von Unternehmern zu einer Partei sind selten. Auf den Tengelmann-Seiten meldeten sich sofort Gegner dieser Kampagne, zum Teil mit extrem abweisenden Kommentaren:
„Tengelmann macht jetzt Wahlwerbung für Merkel? Von Gammelfleisch sollte sich ein Supermarkt eigentlich fernhalten!“
„Sie machen es mit Ihrer Wahlempfehlung sehr leicht, die Filialen von Kaisers, KiK, OBI, Netto etc. zukünftig zu meiden – Glückwunsch zu diesem Eigentor!!!“
Tengelmann-Eigner Karl-Erivan Haub muss dennoch keinen großen Reputationsverlust für sein Unternehmen fürchten. Was als „Shitstorm“ bereits in den Medien thematisiert wird, ist in Wahrheit ein Shitstürmchen – ein Empörung, die nur kurz aufflammt. Zwei Argumente sprechen dafür, dass Tengelmann keinen Krisenkommunikation braucht:
- Die Anzeige ist eine einmalige Aktion, die Bundstagswahl ist morgen vorbei. Die Aktion hat damit keine große Nachwirkung.
- Die Unterstützung von Angela Merkel ist meilenweit entfernt vom Tengelmann-Markenkern. Ginge es um schlechte Qualität von Lebensmitteln, um Ekel-Videos aus den Geschäften oder um den Betrug von Kunden – dann müßte das Unternehmen schnellstmöglich und klar reagieren.
So reicht es, die Mini-Empörungswelle einfach auszusitzen. Postings im konstruktiven Ton sollte Tengelmann höflich beantworten. Anfeindungen und Beleidigungen sollten nicht durch eine Reaktion Relevanz beigemessen bekommen.
Jörg Forthmann