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PR-Krise: Windows 10 kapert Computer der Anwender

Microsoft riskiert unnötig Kommunikationskrise

Windows 10 Krisen-PR

Allein in den ersten 24 Stunden verzeichnete Microsoft 14 Millionen Installationen seines neuen Betriebssystems Windows 10. Um dem Ansturm Herr zu werden, kapern die Amerikaner die Rechner ihrer Kunden – ohne deren Wissen. Warum riskiert Microsoft diese Kommunikationskrise?

„Wer bereits Windows 10 auf seinem Heim-PC installiert hat, der sollte einen Blick auf den Datenverbrauch seiner Onlineverbinmdung werfen“, berichtet „Die Welt“. „Dort wird sichtbar: Je nach Windows-Version nutzt Microsoft den Internetanschluss seiner Nutzer, um Update-Datenpakete via Peer-to-Peer-Verbindung, also von Nutzer zu Nutzer ohne den Umweg über Microsoft-Server, weiterzuleiten.“ Diese Technik nennen die Amerikaner Windows Update Delivery Optimization. Klingt harmlos. Tatsächlich greift Microsoft auf den Rechner seiner Nutzer ohne deren Wissen – geschweige deren Einverständnis – zu. Microsoft hat die Upload-Technik bei allen Windows-Versionen außer bei der Enterprise- und der Education-Version aktiviert.

In den Internetforen und in der internationalen Presse rumort es: Warum nutzt der Softwarekonzern heimlich die Internet-Bandbreiten seiner Kunden? Es gibt zwar die Möglichkeit, in den Tiefen des Systems den ungewollten Update-Mechanismus auszuschalten, doch das finden nur sehr kundige Anwender. Ein Opt-In, also die ausdrückliche Zustimmung der Nutzer, holt Microsoft erst gar nicht ein. Warum Microsoft sich dagegen entschieden hat, wollte man zum Beispiel auf Anfrage der renommierten NZZ nicht begründen.

Microsoft strauchelt in der Krisen-PR

Spätestens hier beginnt das Kommunikationsproblem: Microsoft wird das Echo auf die Einführung seines neuen Betriebssystems, immerhin die wichtigste Produktneuheit des Jahres, sorgsam beobachten und gesehen haben, dass der Upload-Mechanismus ausgehend von Fachforen kritisch diskutiert wird und sich diese Einschätzung flächendeckend in den Medien verbreitet. Warum ist Microsoft dann nicht sprachfähig?

Der Softwarehersteller hat die Chance vertan, den Zugriff auf die Rechner seiner Kunden von Anfang an positiv zu verkaufen: als innovative Idee, um möglichst vielen Nutzern das kostenlose Update verfügbar zu machen. Als neuer Community-hilft-Community-Ansatz, für den Microsoft seine Nutzer um Unterstützung bittet.

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Nur noch drei Optionen in der Krisenkommunikation

Jetzt ist Microsoft in der Defensive und kann sich nur noch zwischen den drei verbliebenen Optionen entscheiden:

1. Totschweigen: Presseanfragen beantwortet das Unternehmen nicht. Es spekuliert darauf, dass sich die Berichterstattung totläuft.

2. Erklären: Microsoft erklärt den Ablauf und die Technik nach dem Motto: „Seht her, das ist was ganz einfaches!“ Allerdings bleibt die Frage, warum die Amerikaner heimlich die Nutzer-PCs instrumentalisierten.

3. Relativieren: Das Unternehmen räumt ein, dass es die Upload-Technik gibt und zeigt sich erstaunt über das Medienecho, denn die durchschnittliche Upload-Rate betrage bei jedem einzelnen Nutzer doch nur ganz wenige Megabyte und sei bei einer normalen Breitband-Verbindung binnen Sekunden abgearbeitet. Im Gegenzug würden aber alle Microsoft-Anwender ihre Updates deutlich schneller bekommen.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
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