Videokonferenz-Boom durch Corona: Welche Anbieter werden am meisten genutzt?
Unter den Neologismen, die im Zuge der Coronapandemie Eingang in unser Vokabular gefunden haben, zählt das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) aktuell allein 35, die mit dem Buchstaben Z beginnen. Bei mehr als jedem dritten davon folgt dem „Z“ ein „oom“: Zoombombing; Zoomcall; Zoomdinner; zoomen; Zoomer; Zoomfatigue; Zoomhintergrund; Zoommeeting; Zoomparty; Zoomprobe; Zoomroom; Zoomschule; Zoomyoga.
Ein Zeichen des Erfolgs des kalifornischen Unternehmens Zoom Video Communications. Seine Videochat-Software brachte uns in Zeiten von Social Distancing, Lockdowns und Home Office trotz räumlicher Entfernung näher zusammen.
Und selbst wenn nicht, bescherte uns der Versuch alleine immerhin kollektiv ganz neue Gemeinschaftserfahrungen…
Die durch Covid-19 sprunghaft angestiegene Nachfrage ließ Umsatz und Gewinn von Zoom Video Communications explodieren. Gerade vermeldete das Unternehmen aus San José für das erste Quartal 2021 ein Umsatzplus von 191 Prozent im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres. Der Gewinn lag sogar 742 Prozent höher. Die Bekanntheit der Marke wuchs entsprechend mit, und innerhalb kürzester Zeit wurde „Zoom-Meeting“ im Arbeitsleben (und darüber hinaus) zu einem Deonym für „Internet-Videokonferenz“ – unabhängig davon, welche Software dafür tatsächlich eingesetzt wird.
Und das ist in den meisten Fällen hierzulande interessanterweise nicht Zoom.
Tatsächlich kommen zwei andere Dienste in deutschen Firmen deutlich häufiger zum Einsatz: 43 Prozent aller berufstätigen Internet-Nutzer kommunizieren mit Kollegen, Kunden und Dienstleistern bei der Arbeit über MS Teams. 41 Prozent verwenden in ihrem Unternehmen hierfür Skype. Erst danach folgt „Popstar“ Zoom, den 36 Prozent der erwerbstätigen Onliner einsetzen.
Insgesamt findet sich hier ein diverses Feld, in dem recht viele unterschiedliche Dienste breite Anwendung finden und jeweils 20 bis 30 Prozent der berufstätigen Internet-Nutzer erreichen. Darunter zum Beispiel auch das alte Schlachtross Google Hangouts inklusive Google Meet und die Open-Source-Software Jitsi.
Das haben wir vom Faktenkontor gemeinsam mit den Kollegen vom IMWF und dem Markforscher Toluna herausgefunden, indem wir 3.500 im Hinblick auf Alter, Geschlecht und Bundesland repräsentative Internet-Nutzer ab 16 Jahren in Deutschland befragt und ihre Antworten für den Social-Media-Atlas 2021 ausgewertet haben.
Webkonferenzen spielen im IT– und Telekommunikationssektor, der Automobilbranche und Unternehmen aus dem Bereich Beratung und Finanzen eine besonders große Rolle. In den Bereichen Gesundheit, Handel sowie sonstige Dienstleistungen kommt hingegen nur ein deutlich kleinerer Anteil der Beschäftigten mit dieser Technologie in Berührung. Aber selbst in diesen Branchen mit vergleichsweise wenig Bedarf an Videoschalten hat schon rund jeder zweite der befragten Berufstätigen einen der zehn großen untersuchten Dienste für Online-Meetings im Job genutzt.
In kleineren Unternehmen mit ihrer überschaubareren Personaldecke sind Video-Calls deutlich weniger geläufig als in Betrieben ab 50 Mitarbeitern aufwärts. Aber selbst in Firmen mit weniger als zehn Mitarbeitern werden sie inzwischen von 42 Prozent der hier Beschäftigten genutzt.
Eines haben die zehn untersuchten Videokonferenz-Dienste gemeinsam: Genauso wie die Sozialen Medien werden sie alle von ihren Anwendern seit Ausbruch der Coronakrise unterm Strich beruflich deutlich häufiger genutzt.
Es scheint: Die Pandemie hat den Kuchen für die Anbieter von Webkonferenz-Software so viel größer gemacht, dass nach der Schlacht am kalten Buffet jetzt alle mit einem dickeren Stück in der Hand dastehen. Zoom hat dabei eine recht ordentliche Schnitte erwischt – aber nicht die größte.
Roland Heintze
www.reputationzweinull.de
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