Was eine Tragödie am Mount Everest für das Thema Reputation bedeutet
Patrick Conroy erlebte 1996 eine der größten Tragödien am Mount Everest. Als junger Journalist begleitete er die erste südafrikanische Expedition auf den höchsten Berg der Erde. Hier wurde er Zeuge der bis dahin tödlichsten Tage einer Everest-Besteigung: Acht Bergsteiger starben beim Gipfelsturm am 10. und 11. Mai 1996, darunter die Führer zweier kommerzieller Expeditionen für zahlungskräftige Touristen mit wenig Erfahrung. Neben einem plötzlichen Wetterumschwung trugen viele Fehler bei Vorbereitung und Durchführung der Besteigung zu der Katastrophe bei, sowie eine mangelhafte Kooperation der verschiedenen Expeditionen.
Mehr als 20 Jahre später hat Conroy nun einen lesenswerten Artikel auf LinkedIn veröffentlicht, und zieht aus der Tragödie Rückschlüsse für das Reputation Management. Conroy behauptet darin, dass die Mechanismen, die zu dem Unglück geführt haben, sowie die grundlegenden Ansätze, wie man die Probleme hätte lösen können, Parallelen zum Reputationsmanagement aufweisen. Auf diese Weise nimmt er dazu einen neuen und interessanten Blickwinkel ein. Für die fesselnde Zusammenfassung der dramatischen Ereignisse empfehle ich Ihnen den Original-Artikel. Hier in Kurzform die Lehren, die er daraus zieht.
1) Pre-Plan Your Reputation
Wie man als Team oder Organisation von anderen Menschen wahrgenommen werden möchte, sollte frühzeitig und gründlich überlegt sein. Definiere Werte, die jedes Teammitglied kennt, und sorge für eine Kultur, in der diese gelebt werden.
2) Other People Matter
Identifiziere Deine Stakeholder, bewerte Deine Beziehungen zu ihnen und versuche, einen gemeinsamen Nenner zu finden.
3) Expect the Unexpected
Geh nicht davon aus, dass immer alles nach Plan läuft. Identifiziere mögliche Krisenauslöser und entwickle Notfall-Pläne.
4) Yes it can happen to you
Überschätze nicht, was für Dich gut laufen kann – und unterschätze nicht, was schief gehen kann.
5) Use Technology to Your Advantage
Sichere Dir breiten Zugang zu allen entscheidenden Kommunikationskanälen inklusive Social Media, um jederzeit auf Diskussionen über Dich und Deine Marke reagieren zu können.
6) Leadership at Every Level
Stelle sicher, dass im Krisenfall mit den notwendigen Kompetenzen ausgestattete Mitarbeiter für verhinderte Führungskräfte einspringen.
7) You Can Influence the Message during a Crisis
Wer während einer Krise schweigt, überlässt die Deutungshoheit der Gegenseite.
8) Stability Trumps Perfection
Ziele in einer Krise auf das unter den gegebenen Umständen bestmögliche Ergebnis – nicht ein perfektes, das unerreichbar ist.
9) Have an Outsider
Stelle vorausschauend sicher, dass Du im Krisenfall jemanden hast, der Dich unemotional und zielorientiert berät – und Dir auch ganz klar sagt, wenn Du Fehler machst.
10) Challenge your own Leadership
Halte Dich nicht für unfehlbar.
11) Google Yourself
Deine Reputation ist nicht, was Du über Dich sagst – sondern was andere erfahren, wenn sie sich nach Dir umhören.
12) Feedback Loop
Stelle sicher, dass innerhalb Deiner Organisation ein offener Dialog geführt wird, in dem Schwierigkeiten angesprochen und Etabliertes in Frage gestellt werden kann.
13) Failure Happens
Lerne aus Fehlern und Versagen; stelle sicher, dass sie sich nicht wiederholen – anstatt einfach jemandem die Schuld zuzuschieben und dann alles unter den Teppich zu kehren.
Eine sehr gute Idee für Conroys eigene Reputation war, diesen Artikel (SEOptimiert) bei LinkedIn zu veröffentlichen. Vorher kannten wir ihn nicht – jetzt wissen wir, dass er ein Reputationsprofi in Johannesburg ist.
Roland Heintze
Jörg Forthmann beschäftigt sich derweil auf Dem Bank Blog mit der Reputation von Banken.