Studie: Wirtschaft erkennt Bedeutung von Compliance für Reputationssicherung – die Vorsorge ist aber dennoch mangelhaft
Drei von vier befragten deutschen Unternehmen geben Reputationssicherung als einen der Hauptgründe für die Einführung und Durchsetzung von Compliance-Vorgaben an. Das ist ein Ergebnis der Studie „Compliance Readiness in deutschen Unternehmen 2015“ in Zusammenarbeit mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt.
Bei der tatsächlichen Vorsorge, z.B. im Bereich Compliance Management Systeme (CMS), sieht die Studie aber weiterhin erheblichen Nachholbedarf: 18 Prozent der 169 befragten Firmen haben sich mit dem Thema noch überhaupt auseinandergesetzt, und mit 51 Prozent hat nur knapp die Hälfte von ihnen Prozesse festgelegt, wie mit aufgedeckten Regelverstößen umzugehen ist. Das zeigt: Die deutsche Wirtschaft hat durchaus erkannt, dass Compliance-Verstöße die eigene Reputation bedrohen – geht aber dennoch nicht konsequent gegen diese Gefahr vor und damit ein erhebliches Risiko ein.
Compliance bedeutet die Einhaltung sowohl gesetzlicher Bestimmungen als auch unternehmensinterner Richtlinien. Die Prozesse und Strukturen innerhalb der Unternehmen, die diese Compliance sicherstellen sollen, bezeichnet man als Compliance Management System. Ohne entsprechende Routine ist die Reputation von Unternehmen nachhaltig bedroht, wie der Vergleich mit anderen Studien zeigt.
Von RepRisks zehn „Most Controversial Companies of 2014” sind acht für die Verletzung nationalen Rechts schwer in die öffentliche Kritik geraten, sechs wegen Betrugs, und dadurch letztlich in dieser „TopTen der Schande“ gelandet.
Im „2014 global survey on reputation risk Reputation@Risk“ von Deloitte benannten die dort befragten Führungskräfte Risiken in Zusammenhang mit Ethik und Integrität, insbesondere Betrug, Bestechung und Korruption, am häufigsten als Faktoren, die die Unternehmensreputation bedrohen.
Der enge Zusammenhang zwischen Gesetzes- und Regelverstößen und Reputationsschäden lässt sich auch daran ablesen, dass bei den Firmen, die bereits einmal einen Rufschaden erlitten hatten, nach Umsatzeinbußen und einem Verlust am Wert ihrer Marke Ermittlungen von Regulationsbehörden die häufigste negative Folge waren.
Die Entwicklung und Einrichtung eines funktionierenden Compliance Management Systems ist daher ein entscheidender Teil eines vorausschauenden Reputationsmanagements. Eine professionelle, reaktive Krisenkommunikation kann zwar Reputationsschäden eindämmen – besser geschützt ist der Ruf aber, wenn potenzielle Auslöser für Reputationskrisen frühzeitig identifiziert und der Ausbruch verhindert werden kann. Dazu müssen aber auch die eigenen Mitarbeiter die entsprechenden Prozesse kennen. Und auch hier müssen viele deutsche Unternehmen noch nachsitzen: Für die Recommind-Studie wurden ergänzend in einen Toluna Quick Survey 1.000 Arbeitnehmer zu Compliance-Maßnahmen in ihrem Unternehmen befragt. Lediglich 36 Prozent gaben an, dass sie bestehende Compliance-Regelungen in ihrem Betrieb sowohl kennen als auch befolgen.
Also: Zum Schutz Ihres Rufes ist noch viel zu tun. Packen Sie es an!