Glücklich mit (und ohne) Social Media - Faktenkontor Glücklich mit (und ohne) Social Media - Faktenkontor

Glücklich mit (und ohne) Social Media

Warum wir gern im Web 2.0 schreiben, was Facebooker gern lesen – und ein einfaches Mittel gegen zu viel Social Media

Screenshot Social Media Guard
Quelle: Screenshot www.youtube.com/watch?v=_u3BRY2RF5I

Smartphone oder Tablet schnappen, rein ins Web 2.0 – die hohe und weiterer steigende Verbreitung mobiler Social-Web-Nutzung ermöglicht uns, nahezu immer und überall in Kontakt mit Geschäftspartnern und Freunden in aller Welt zu bleiben. Grundsätzlich eine schöne Sache, doch was gut für die Beziehungspflege mit weit entfernten Menschen ist, kann der direkten Umgebung schnell auf den Nerv gehen. Wer kennt das nicht: Eine nette Gesprächsrunde, aber mindestens jeder Zweite hat ein Smartphone vor sich liegen; spricht der Gegenüber, wandern die Augen ständig zum Display, und schließlich wird auch im laufenden Gespräch mal eben schnell gepostet. Doch letztendlich ist jedes Problem nur eine Herausforderung, und die Lösung kommt aus unerwarteter Ecke: Softdrink-Gigant Coca-Cola „takes the ‚social‘ out of media and puts it back into your life“ – mit dem Social Media Guard, der in diesem aufwändig gedrehten Youtube-Video vorgestellt wird.

Ich muss gestehen: Als ich diesen Film sah, fragte ich mich schon, ob sich auch Leute aus meiner Umgebung manchmal wünschen würden, dass ich so etwas benutze.

Doch wenn man eine etwas weitere Perspektive wählt, stellt sich noch eine ganz andere Frage: Warum verbringen so viele Leute so gern so viel Zeit mit Social Media?

In zwei Studien haben Berliner Forscher interessante Antworten darauf gefunden. Kurz zusammengefasst lauten Ihre Ergebnisse:

  1. Menschen, die Facebook sehr intensiv nutzen, empfinden positive Rückmeldungen zur eigenen Person als besonders starke Belohnung.
  2. Schon das Posten einer Status-Meldung an den eigenen Facebook-Freundeskreis führt dazu, dass sich der Absender weniger einsam fühlt – auch wenn niemand auf das Posting antwortet.

Das erste Ergebnis fanden Dar Meshi, Carmen Morawetz und Hauke R. Heekeren in ihrer Studie “Nucleus accumbens response to gains in reputation for the self relative to gains for others predicts social media use”. Sie haben Probanden mit unterschiedlich stark ausgeprägtem Facebook-Verhalten mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie direkt ins Gehirn geschaut, um herauszufinden, welche Belohnungszentren wie stark auf Einschätzungen zur eigenen Person, Einschätzungen zu anderen Personen und finanzielle Gewinne reagieren. Es zeigte sich: Die Gruppe, in der ein Teil des Belohnungssystems des Gehirns, der linke Nucleus Accumbens, auffällig stärker auf positive Einschätzungen zur eigenen Person als auf Einschätzungen zu anderen Personen reagiert, ist bei Facebook besonders aktiv. Es sind Leute, denen eine gute Reputation zu haben besonders wichtig ist. Allerdings räumen die Forscher selbst ein, dass damit noch nicht geklärt ist, ob diese Personen zum Managen des eigenen Rufes gezielt zu Facebook gehen – oder ob es sich um eine Folge der starken Facebook-Nutzung handelt.

Das zweite Ergebnis fanden Fenne große Deters und Matthias R. Mehl in „Does Posting Facebook Status Updates Increase or Decrease Loneliness? An Online Social Networking Experiment“ heraus. Sie haben in einem Online-Experiment untersucht, wie sich häufigeres Posten von kurzen Status-Meldungen bei Facebook auf die Stärke der empfundenen Einsamkeit auswirkt. Ergebnis: Wer häufiger postet, fühlt sich seinem Freundeskreis enger verbunden und dadurch weniger einsam – selbst wenn es (zumindest auf Facebook) keinerlei Rückmeldungen dazu aus dem Freundeskreis gibt.

Und als was lernen wir für Corporate Social Media daraus?

1. Keine Angst vor Humor in viralen Kampagnen*

2. Corporate Social Media hat (gut umgesetzt) das Potenzial, die Stakeholder Ihres Unternehmens glücklicher zu machen

3. Aber Social Media ist auch nicht alles – bewahren Sie sich den Blick über den Tellerrand. Bzw. über den Rand des Social Media Guards.

 

*Wenn Ihnen nicht klar ist, wie ich darauf jetzt komme, haben Sie das „Social Media Guard“-Video noch nicht angeklickt. Mehr als 5,9 Millionen User haben das bis jetzt schon getan.

Roland Heintze
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