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Lessons learned? – Die WHO macht sich durch ihre Corona-Kommunikation angreifbar

Wie die Weltgesundheitsorganisation ihre Reputation durch mangelnde Transparenz beschädigt

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein Problem mit ihrer Reputation – und das ist hausgemacht. Als die UN-Sonderorganisation in den ersten Wochen und Monaten der Corona-Krise im Fokus der Weltöffentlichkeit stand, kommunizierte sie nicht immer klar und transparent. Dadurch kamen Zweifel an ihrer Zuverlässigkeit auf, die auch Verschwörungsmythen zum Blühen brachten. Einige Kritiker stellten sogar den Nutzen der WHO grundsätzlich infrage – darunter auch US-Präsident Donald Trump, der die Zusammenarbeit mit der UN-Organisation beendete. Ein weiterer Glaubwürdigkeitsverlust kann nur vermieden werden, wenn die WHO aus den Fehlern der ersten Stunde lernt und künftig beim Reputationsmanagement auf volle Transparenz setzt.

Zurückhaltender Umgang mit Finanzierung führt zu Verschwörungstheorien

Rund um Bill Gates und das Coronavirus kursieren zahlreiche Verschwörungsmythen. Einer davon besagt, dass der Microsoft-Gründer die WHO gekauft und so die Kontrolle über Politiker und Virologen erlangt habe. Diese Macht wolle er einsetzen, um die Menschen zu einer Corona-Impfung zu zwingen und damit die Weltbevölkerung zu dezimieren. Letztlich sei sein Ziel, die Weltherrschaft an sich zu reißen und den eigenen Reichtum durch den Verkauf des Impfstoffs zu steigern. All das ist natürlich frei erfunden. Fakt ist lediglich, dass die Stiftung des Ehepaars Gates aktuell nach Deutschland der zweitgrößte Geldgeber der WHO ist. Ihr Beitrag entspricht rund zwölf Prozent der finanziellen Mittel, die der Weltgesundheitsorganisation insgesamt zur Verfügung stehen.

Für die WHO ist die Finanzierung ein schwieriges Thema. Das Budget der Organisation lässt sich in zwei Kategorien aufteilen: freiwillige Zahlungen von privaten Geldgebern und die Pflichtbeiträge der 194 UN-Mitgliedsstaaten. Letztere machen derzeit nur rund 13 Prozent des Gesamtbudgets aus. Der Rest, also der Großteil des Gesamtbudgets, stammt von privaten Sponsoren – und ist größtenteils zweckgebunden. Denn die Sponsoren entscheiden meistens, wie die finanziellen Mittel eingesetzt werden sollen. Diese Prioritätensetzung entspricht nicht immer den dringendsten Gesundheitsbedürfnissen auf der Welt. Das widerspricht jedoch der WHO-Verfassung aus dem Jahr 1948. Demnach soll die UN-Organisation die Gesundheit aller Menschen weltweit im Blick haben und ihren Bedürfnissen dienen. Dieses Dilemma führte dazu, dass die WHO nach außen mit dem Thema Finanzierung bisher eher zurückhaltend umging. Das rächte sich in der Corona-Krise. Durch mehr Transparenz hätte die WHO verhindern können, dass ihre Reputation durch Verschwörungsmythen beschädigt wurde.

Kritik am opportunistischen Umgang mit China in der Corona-Krise

Auch beim Krisenmanagement selbst setzte die WHO ihre Reputation durch mangelnde Transparenz aufs Spiel. Kritiker werfen der Organisation vor allem ihren opportunistischen Umgang mit China vor. Der Grund: Kurz nach dem Ausbruch in Wuhan verbreitete die WHO im Januar die aus China stammenden Informationen über das Virus – obwohl allgemein bekannt war, dass dort Intransparenz und Zensur herrschten und Informationen gefälscht wurden. Der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus lobte das Land sogar für seine Führungsstärke. Erst Mitte März stufte die WHO die Verbreitung des Coronavirus als Pandemie ein. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 4.000 Erkrankte an Covid-19 gestorben, 118.000 Menschen auf nahezu allen Kontinenten hatten sich infiziert.

Statt aus China stammende Informationen unkommentiert eins zu eins weiterzugeben hätte die WHO ihre Struktur besser erklären sollen. Schließlich ist die Organisation auf die Unterstützung durch ihre Mitgliedsstaaten angewiesen. Von ihnen hängt auch die Qualität der Informationen ab, welche die WHO veröffentlicht. Aufgrund ihrer Struktur spielt die WHO vor allem eine koordinierende Rolle und kann politische Entscheidungen nur auf diplomatischem Weg durchsetzen.

Gerade für die Bekämpfung von künftigen globalen Gesundheitskrisen braucht die Welt eine funktionierende WHO. Deshalb ist es wichtig, dass ihre Reputation nicht weiter leidet. Dafür muss die Organisation in Sachen Reputationsmanagement nachlegen und transparenter werden.

 

Roland Heintze
www.reputationzweinull.de

 

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Roland Heintze
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