Harry Brot beschädigt seine Reputation als Arbeitgeber durch politische Einflussnahme
Die Bäckereikette Harry Brot mit Sitz in Schenefeld bei Hamburg hat im Unternehmen Werbung für ein Bürgerbegehren gemacht – und dafür einen Shitstorm kassiert. In einer Nachricht an die Mitarbeiter rief eine Führungskraft dazu auf, sich in eine im Soltauer Betrieb ausliegende Unterschriftenliste einzutragen, mit der ein Klinik-Neubau verhindert werden soll. Doch die Aktion kam nicht bei allen Beschäftigten gut an. Es dauerte nicht lange, bis sich ein Foto der Nachricht bei Facebook viral verbreitete. Das führte zu heftigen Reaktionen: Nutzer kritisierten die Initiative als „Nötigung“ oder „voll daneben“. Einige kündigten sogar an, künftig nicht mehr bei der Bäckerei einzukaufen.
Standort des Klinik-Neubaus in Niedersachsen ist umstritten
Hintergrund der ganzen Geschichte ist der Streit um den Neubau des Heidekreis-Klinikums in Niedersachsen, das derzeit Standorte in Walsrode und Soltau hat. Der Kreistag hat sich im Juni dafür ausgesprochen, eine Zentralklinik in der Stadt Bad-Fallingbostel zu errichten. Der Bau soll im Sommer 2022 beginnen. Doch dagegen gibt es Widerstand: Bürger aus dem nördlichen Heidekreis wollen das Projekt verhindern, da sich dadurch die Anfahrt für sie verlängern würde. Sie schlagen deshalb vor, das Klinikum sieben Kilometer entfernt vom geplanten Standort im Ortsteil Dorfmark zu bauen. Ein entsprechendes Bürgerbegehren muss bis zum 5. Oktober 8.621 Unterstützer finden, damit der Kreistag sich mit der Forderung auseinandersetzen muss.
Die Bäckereikette Harry Brot unterstützt in diesem Konflikt nun die Initiatoren des Bürgerbegehrens. In der Nachricht äußert die Führungskraft wegen der – gerade einmal 7 Kilometer – längeren Anfahrt vom Betriebsgelände zum geplanten Klinikum Sorgen um die optimale medizinische Versorgung für verletzte Mitarbeiter. Die Kehrseite der Medaille: Mit der Aktion spaltet das Unternehmen nicht nur seine Belegschaft, sondern setzt auch seine Reputation als Arbeitgeber aufs Spiel.
Reputationsschäden gefährden wirtschaftlichen Erfolg
Grundsätzlich ist die politische Meinung der Mitarbeiter ihre Privatsache. Wenn Unternehmen ihre Beschäftigten in demokratischen Prozessen dennoch beeinflussen oder gar unter Druck setzen, riskieren sie damit deutliche Reputationsschäden. Schließlich hat heutzutage jeder die Möglichkeit, mit nur einem Foto oder Video in den sozialen Medien eine Welle der Empörung auszulösen. Das kann dazu führen, dass verärgerte Kunden eine Firma boykottieren. Zudem können potenzielle Arbeitskräfte sich wegen einem Shitstorm gegen eine Bewerbung entscheiden oder Investoren ihre Anlage überdenken. Von daher wäre es besser gewesen, wenn Harry Brot im Streit um den neuen Standort des Heidekreis-Klinikums neutral geblieben wäre.
Roland Heintze
www.reputationzweinull.de
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