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Schüler im Netz, Wissenschaftler in der Wikipedia und Viel Kurzes gleich Große Emotionen

Social-Media-Studien-Round-up

Cyber-Mobbing unter Schülern? Wie nutzen Forscher das Web 2.0? Welchen Einfluss haben Emotionen auf Länge und Menge von Posts? Viele Studien rund um Social Media befassen sich zwar mit auf den ersten Blick interessanten Themen, die allerdings nüchtern betrachtet für die meisten Corporate-Social-Media-Verantwortlichen kaum eine praktische Bedeutung haben. Solchen Untersuchungen hier jeweils einen eigenen Artikel zu widmen, scheint übertrieben – unterschlagen möchte ich sie aber auch nicht. Denn es lohnt sich – nicht nur unter Small Talk-Aspekten – durchaus, innerhalb des eigenen Fachbereichs ein Bisschen mehr zu wissen, als im Alltagsgeschäft benötigt. Deshalb fasse ich heute drei solche Studien in einem kleinen „Round-up“ zusammen:

Unter dem Titel „Generation ‚Gefällt mir‘ – Wie die Jugend klickt“ hat zum Beispiel die TU Darmstadt zusammen mit dem Hessischen Rundfunk untersucht, wie Schüler soziale Netzwerke (in erster Linie Facebook) nutzen und was Eltern über die Netzaktivitäten ihrer Kinder wissen und wie sie darüber denken. Dazu haben sie 200 Schüler und 1.600 Erwachsene gefragt, unter letzteren zur Hälfte die Eltern schulpflichtiger Kinder. Die wichtigsten Ergebnisse präsentiert der hr hier in einer schönen Infografik. Die Untersuchung bestätigt den auch schon in anderen Studien deutlich gewordenen Trend, dass bei der nachwachsenden Generation das Smartphone den PC als primären Internet-Zugang verdrängt – 42 Prozent der befragten Schüler gaben an, sich ausschließlich über ihr Smartphone bei Facebook einzuloggen. Insgesamt sind die Fragestellungen vor allem soziologischer Natur – ein wichtiges Thema ist zum Beispiel Cyber-Mobbing. 14 Prozent der befragten Schüler haben Angst davor, 25 Prozent haben so etwas schon einmal erlebt – und ebenfalls ein Viertel hat zugegeben, sich schon einmal selbst an so etwas beteiligt zu haben. Ein tieferer Blick in die Ergebnisse lohnt sich vor allem für Unternehmen, die Web-2.0-Angebote für den Einsatz in schulischem Zusammenhang anbieten. Es zeigt sich: Vor allem die Eltern lehnen den Einsatz insbesondere von Facebook für Unterrichtszwecke ab, und sehen zu wenig Kompetenz in Bezug auf Online-Risiken bei Schülern, Lehrern und sich selbst. Wer hier Erfolg haben will, muss also nicht nur ein sinnvolles Geschäftsmodell haben, dass den Schülern und Lehrern einen deutlichen Mehrwert bietet – sie müssen auch die Eltern mit ins Boot bekommen, und dafür sollten sie insbesondere ein hohes Datenschutz-Niveau bieten.

Unternehmen, deren Zielgruppe nicht Schüler, sondern Wissenschaftler sind, finden in der Studie „Die vier Social-Media-Typen in der Wissenschaft“ des Fachbibliothek-Verbunds Goportis in Zusammenarbeit mit dem eScience-Forschungsnetzwerk Sachsen und der Technischen Universität Dresden auf 121 Seiten ausgebreitet zahlreiche interessante Zahlen und Fakten. Zwar ist die Umfrage, wie die Autoren selbst einräumen, nicht repräsentativ; aber zumindest für Trendaussagen ist sie allemal hilfreich (wenn einem die Web 2.0 Nutzung durch Wissenschaftler wichtig ist). Ich persönlich finde vor allem eine Erkenntnis daraus interessant: Der am meisten genutzte Web-2.0-Dienst unter Wissenschaftlern ist … die Wikipedia. 98,5 Prozent der befragten Forscher nutzen die Mitmach-Enzyklopädie. Ob das jetzt eine gute Nachricht ist, weil es bedeutet, dass viel fundiert-wissenschaftliche Inhalte in die Wikipedia einfließen, oder eine schlechte, weil Wissenschaftler eventuell nicht ausreichend fundierte Aussagen daraus unreflektiert in ihre Arbeit übernehmen, klärt die Studie leider nicht…

Apropos Wissenschaftler – Forscher des MIT haben mit vielen Datensätzen und beeindruckender Mathematik ermittelt: Bei öffentlichen Groß-Ereignissen wie Sportveranstaltungen, Wahlen und Schneestürmen steigt die Anzahl von Posts über Web-2.0-Dienste wie Twitter, Foren und Facebook zum Höhepunkt hin an, während gleichzeitig die durchschnittliche Länge der Nachrichten sinkt (mit weniger Formeln gibt’s das ganze hier noch mal als Pressemeldung). Sprich: Je höher die Emotionen schlagen, um so mehr Leute teilen sich über das Social Web mit – aber mit immer weniger Worten pro Person. Wer selbst ein Großereignis veranstaltet und feststellt, dass immer mehr Leute immer weniger im Social Web darüber schreiben, kann sich also freuen: Es zeigt, dass große Emotionen geweckt wurden.

Roland Heintze
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