Haben die sozialen Medien ihren Zenit überschritten? Diesen Schluss legen die Ergebnisse unseres Social-Media-Atlasses 2014/ 2015 nahe. Demnach nutzen nur noch 68 Prozent der Onliner in Deutschland soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Xing. 2013 waren es noch 75 Prozent. Jeder vierte der insgesamt 3.450 Befragten will den sozialen Medien auch weiterhin fernbleiben. Werden wir in Zukunft also wieder ausschließlich E-Mails, Briefe oder Faxe schicken, statt auf Facebook oder Twitter miteinander zu kommunizieren?
„Facebook stirbt“ haben wir erst vor kurzem verkündet und dies mit einem drastischen Rückgang aktiver Mitglieder begründet. Nun also die nächste Hiobsbotschaft für alle Freunde des sozialen Austausches im Internet. Während der Anteil der Nutzer sozialer Medien um fast zehn Prozent zurückgeht, steigt die Anzahl der Verweigerer um 12,5 Prozent an.
Bevor Sie jedoch jetzt darüber nachdenken, die Facebook-Seite oder das Twitter-Profil Ihres Unternehmens zu löschen, sollten Sie die folgenden Punkte berücksichtigen:
- 1) Die sozialen Medien bleiben ein Massenphänomen
Manchmal hilft ein Blick auf die absoluten Zahlen, um sich der Bedeutung der sozialen Medien bewusst zu werden: Laut Statistischem Bundesamt gibt es rund 56 Millionen Internetnutzer in Deutschland. 68 Prozent davon nutzen soziale Medien – das sind knapp 40 Millionen Menschen. Selbst wenn die Nutzerzahlen in den kommenden Jahren weiter zurückgehen, bleibt für Unternehmen also noch ein riesiges Potenzial. - 2) Den sozialen Medien gehört die Zukunft
Ein weiterer Rückgang der Nutzerzahlen ist ohnehin unwahrscheinlich. Im Gegenteil: Wie unser Social-Media-Atlas zeigt, sind Facebook, Twitter und Co. gerade für die Jüngeren selbstverständlicher Begleiter im Alltag. 94 Prozent der 14- bis 19-Jährigen nutzen Social Media und verbringen dort fast die Hälfte ihrer gesamten Online-Zeit.
Der Rückgang der Nutzerzahlen legt daher einen anderen Schluss nahe: Social Media ist endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Zeit, in der sich die Deutschen voller Spannung und Vorfreude auf die neuen Netzwerke gestürzt haben, ist vorbei. Für die Nutzer sind die Netzwerke zur Selbstverständlichkeit geworden. Und sie erwarten einen konkreten Mehrwert – auch, weil ihnen inzwischen bewusst ist, dass die Teilnahme an Facebook und Co. keineswegs umsonst ist, sondern sie dafür mit persönlichen Daten bezahlen. Dieses verstärkte Bewusstsein um die Preisgabe personalisierter Informationen beweist auch die Studie. Demnach melden sich 44 Prozent der Social-Media-Verweigerer aus Angst vor dem Verlust persönlicher Daten nicht in einem der sozialen Netzwerke an.
Für Unternehmen entscheidet damit nicht mehr das „ob“ sondern das „wie“ über den Erfolg im Social Web. Oder anders ausgedrückt: Die Präsenz in einem der sozialen Netzwerke reicht nicht, um die Zielgruppe für sich zu gewinnen. Unternehmen müssen den eigenen Auftritt mit Leben füllen. Das kann über spannende Geschichten erfolgen, wie es die Techniker Krankenkasse vormacht, oder mit der besonderen Art der Nutzung, etwa für den Kundenservice (ein schönes Beispiel dafür bietet die Twitterseite der Berliner Volksbank). Wer auf diese Weise die sozialen Medien für sich zu nutzen weiß, wird noch lange vom Potenzial des Web2.0 profitieren.