Stell Dir vor, es ist Metaverse und keiner geht hin - Faktenkontor Stell Dir vor, es ist Metaverse und keiner geht hin - Faktenkontor

Stell Dir vor, es ist Metaverse und keiner geht hin

Metas Metaverse-Meister meckert mailend mit Mitarbeitern: Warum auch interne Unternehmenskommunikation in die Hand von Profis gehört

Die Welt in zehn Jahren: Als digitale Avatare bewegen wir uns per PC, Telefon, Tablet oder 3D-Headset plattformübergreifend durch eine virtuelle Welt in Form eines allumfassenden „Metaversum“ . Und ein erheblicher Anteil davon soll dann mit Diensten, Soft- und Hardware von The-Company-Formerly-Known-As-Facebook laufen.

So zumindest die Vision von Mark Zuckerberg, der vor einem Jahr seinen Konzern extra in „Meta“* umbenannt hat.

Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg – aktuell machen Metas Metaverse-Projekte vor allem als Multi-Milliardengrab Schlagzeilen. Im Gegenwind von Skepsis gegenüber dieser kostspieligen Wette auf die Zukunft der digitalen Massenkommunikation und schlechten Geschäftszahlen in der Gegenwart ist Zuckerberg derzeit hartnäckig bemüht, Investoren und Anteilseigner bei der Stange zu halten und davon zu überzeugen.

Ausgerechnet in dieser delikaten Situation grätscht ihm eine Serie geleakter interner E-Mails empfindlich dazwischen.

Absender ist Vishal Shah, seines Zeichens Leiter des Ressorts Metaverse bei Meta. Sein Team verantwortet unter anderem „Horizon Worlds“, eine Multi-User-Virtual-Reality-Online-Plattform. Die App ist eine kleine, rudimentäre, frühe Vorschau auf Metas große Pläne für seine Zukunft. Leider auch mehr als ein Jahr, nachdem der Dienst für Nutzer in den USA und Kanada freigeschaltet wurde, immer noch voller Fehler und mit wenig Nutzwert. Das Interesse der (wenigen) User an „Horizon Worlds“ hält selten länger als ein paar Wochen an.

Schuld am Desinteresse der User? Neben den technischen Problemen anscheinend irgendwie vor allem die Mitarbeiter – weil sie ihr eigenes Produkt kaum benutzen und nicht genug lieben.

Diesen Eindruck erweckt Shah jedenfalls im September in Massen-Mails an seine Mitarbeiter, die dem renommierten Technikportal „The Verge“ zugespielt wurden. Unter der Schlagzeile Meta’s flagship metaverse app is too buggy and employees are barely using it, says exec in charge  zitiert es aus Shahs Memos:

„For many of us, we don’t spend that much time in Horizon […] Why is that? Why don’t we love the product we’ve built so much that we use it all the time? The simple truth is, if we don’t love it, how can we expect our users to love it? […] Everyone in this organization should make it their mission to fall in love with Horizon Worlds. You can’t do that without using it.”

Zum Schluss macht er es für seine Belegschaft zur Pflicht, Horizon mindestens einmal pro Woche zu nutzen.


Vielleicht hören wir ja dieses Lied in der Kampagne zur Markteinführung von „Horizon Worlds“ in Deutschland…?

Medien weltweit greifen den Verge-Bericht auf, machen Meta zum Gespött und nähren die Zweifel an der Weisheit von Zuckerbergs Unternehmensstrategie. Ein saftiger, hausgemachter Reputationsschaden, der es dem Meta-Chef nicht leichter machen wird, im Markt Vertrauen zu gewinnen.

Der Fall zeigt, warum in Unternehmen auch die Mitarbeiterkommunikation in Profi-Hände gehört

Professionelle Unternehmenskommunikatoren und Reputationsmanager hätten gewusst: Auch für den internen Gebrauch gedachte, offizielle Mitteilungen an die Belegschaft sollten stets so verfasst sein, dass ihr öffentliches Bekanntwerden kein Reputationsrisiko darstellt. Auch hier gilt: „Wenn du eine Handlung erwägst, von der du nicht willst, dass sie morgen in der Zeitung steht, dann verzichte lieber darauf!“

Jedes interne Dokument kann an die Öffentlichkeit gelangen – eine Massen-E-Mail an alle Mitarbeiter ganz besonders leicht und schnell. Umso mehr, wenn man die Empfänger darin auch noch vor den Kopf stößt ihnen so eine Motivation für derartige Indiskretionen gleich mitliefert.

Denn wenn die Mitarbeiter ein technisch unausgereiftes Produkt ihrer eigenen Firma nicht nutzen, zeigt das vor allem: Es bringt ihnen für ihre Arbeit (oder auch Freizeit) keinen funktionellen Mehrwert. Als Reaktion die Nutzung einfach vorzuschreiben, wird den Frust der Belegschaft nur erhöhen und damit auch die Gefahr weiterer peinlicher Leaks.

Besser wäre gewesen: Nicht den Mitarbeitern, dem Rückgrat des Unternehmens, irrational einen Mangel an Liebe zum Vorwurf machen – sondern die Skepsis der Mitarbeiter gegenüber dem eigenen Produkt ernst nehmen und sie in die Problemlösung einbinden. Nicht sagen: Ihr müsst das jetzt nutzen, damit es in der Auswirkung gut aussieht. Sondern: Bitte probiert das aus, und meldet uns zurück, wie wir das Produkt verbessern können, damit es euch einen Mehrwert bringt. Das gibt den „Meta-Mates“ einen Grund in die unreife virtuelle Welt einzusteigen, eine konstruktive Aufgabe – und vermittelt Vertrauen, mit ihrer Hilfe und ihren Fähigkeiten die gemeinsamen Herausforderungen überwinden zu können.

Poetischer ausgedrückt: Liebe kann man nicht vorschreiben – man muss sie erwecken.

Roland Heintze
www.reputationzweinull.de

* und die Facebook-Mitarbeiter in Meta-Matescringe.

** zumindest diejenigen, die sich noch an Second Life erinnern können – ist immerhin auch schon fast 20 Jahre her

Schauen Sie für Neustes zum Thema Krisen-PR auch bei Mediengau vorbei!

Credits: Beitragsbild https://unsplash.com/photos/KUZpmj1OMaI Christine Sandu lenscapewithme

Roland Heintze
Posted inBlog: ReputationzweinullTags: , ,

Diesen Beitrag kommentieren:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert