Burger King hat es böse erwischt. Das „Team Wallraff“ berichtet in RTL über Ekel-Zustände und Arbeitsrechtverstöße bei der Bräter-Kette. Bei einem wichtigen Franchisenehmer soll es zu gravierenden Verstößen gekommen sein. Burger King bestreitet das erst gar nicht und gelobt Besserung. Das ist an sich in dieser Situation die beste Idee – nur so halbgar wie Burger King darf so etwas nicht kommuniziert werden.
3,8 Millionen Menschen haben den RTL-Beitrag gesehen, ein Shitstorm fegte über die Facebook-Seite von Burger King hinweg, und bundesweit berichteten die Medien (darunter Spiegel, Bild und Focus online). Burger King gestand einen Tag nach der Ausstrahlung der Ekel-Reportage Fehler ein: Die aufgedeckten Missstände widersprächen in jeder Hinsicht den Verpflichtungen, „denen wir uns in Bezug auf Lebensmittelsicherheit und Produktqualität in unseren Restaurants verschrieben haben“. Die aufgedeckten Missstände seien inakzeptabel und nicht zu tolerieren. Und es wurden Konsequenzen angekündigt. Man wolle mit dem Franchisenehmer einen Aktionsplan erarbeiten. Schulungen von Mitarbeitern und Management solle es geben. Das ist reichlich halbgar.
Die Öffentlichkeit erwartet echte Konsequenzen. Das hätte so klingen können: „Innerhalb der nächsten drei Stunden sind alle Mitarbeiter in den betroffenen Restaurants und die Manager intensiv nachgeschult in Hygienevorschriften und in der frischen Zubereitung von Lebensmitteln. Diese Schulungen werden innerhalb von 48 Stunden wiederholt. Burger King hat zudem ein Team aus 20 unabhängigen Kontrolleuren beauftragt, unverzüglich die Filialen auf mögliche Missstände hin zu überprüfen. Mit dem Franchisenehmer ist vereinbart, dass bei gravierenden Fehlern auch Restaurants geschlossen werden bis Missstände zuverlässig ausgeräumt sind.“ Solche hart und klar formulierten Konsequenzen vermitteln den Eindruck, dass Burger King tatschlich jetzt durchgreift. Es ist genau das, was das Publikum jetzt vom Unternehmen erwartet.
Burger King verspielte mit seiner wachsweichen Reaktion eine große Chance, die Krise zügig zu ersticken. Wallraffs Team hat die Büchse der Pandora geöffnet. Wenn künftig Journalisten über Ekelzustände in Schnellrestaurants berichten, werden sie an diese Burger-King-Reportage anknüpfen. Das hätte sich heute noch eindämmen lassen. Halbgares darf eben nicht vom Grill, auch nicht in der Krisenkommunikation.
Jörg Forthmann
Heute hat Anja Stehle in Wirtschaftswoche online diesen Blogbeitrag aufgegriffen: http://www.wiwo.de/technologie/digitale-welt/netiquette-so-verhindern-unternehmen-den-shitstorm/9902824.html
Vielen Dank!
Jörg Forthmann