Bei Radio Charivari fing alles super an: Die Moderatoren Jan Herold und Jenna Depner lobten in Facebook zwei Hände voller 500-Euro-Scheine als Gewinn für denjenigen aus, der den letzten Facebook-Kommentar zu der Aktion schreibt. 700.000 Kommentare gab es innerhalb eines Tages. Die Zahl der Fans stieg hingegen nur um 23.000. Doch die Aktion des Radiosenders verstieß gegen die Gewinnspiel-Regeln von Facebook. Der Beitrag wurde gelöscht. Das Geld hat der Sender nicht ausbezahlt, woraufhin ein Shitstorm hereinbrach. Stern.de schreibt: „Die Pinnwand des Senders wird mittlerweile von verärgerten Kommentare überflutet. Betrugsvorwürfe werden laut. Viele fordern, dass die Gewinnsumme trotz der Sperrung ausbezahlt wird.“ Die Fans fragen: „Wer hat denn den letzten Kommentar geschrieben, bevor die Aktion gestoppt wurde?“
Die Internetgemeinde findet das Verhalten von Radio Charivari als unanständig, und in der Tat hatte die Aktion einen schweren Geburtsfehler. Nicht nur, dass Teilnahmebedingungen, Hinweise zur Teilnahmeberechtigung und Datenschutzhinweise fehlten, es gab keinen Endzeitpunkt für die Kampagne. Rein theoretisch hätte der Radiosender die Aktion ewig laufen lassen können – und hätte dann auch nicht zahlen müssen. Sollte das Geld jemals fließen?
Dieses Beispiel zeigt: Spontane Ideen sind risikoreich im Internet. Und die Negativdynamik ist wesentlich stärker als der Positiveffekt, wenn es erst einmal schief geht. Nur 5.000 Nutzer liketen den Beitrag in Facebook. Ein Vielfaches an Schmähkommentaren steht dem entgegen.
Jörg Forthmann