Kommt nach „Daumen rauf“ nun auch „Daumen runter“? Eine zweideutige Aussage von Facebook-Chef Marc Zuckerberg sorgt für Spekulationen im Netz. „Die Menschen haben seit vielen Jahren nach einem Dislike-Button gefragt. Wir haben sie schließlich gehört und wir arbeiten daran“, sagte er bei einer Q&A-Session im Hauptquartier Menlo Park „Das wurde auch mal Zeit“, titelte bild.de, und missdeutete: „Für Hass-Kommentare und Negativ-Postings sollen Facebook-User künftig einen Gefällt-mir-nicht”-Button bekommen“. Kommunikations-Profis hörten sich das Video ganz genau an. Gemeint war vielmehr eine Möglichkeit, außer Sympathie auch Empathie ausdrücken zu können, etwa Mitgefühl oder Trauer. Das bedeutet für die Unternehmen ein Umdenken in ihrer Social Media Kommunikation: Nutzer erwarten nicht mehr nur Spaßthemen, sondern auch gesellschaftliche Auseinandersetzungen, wie auch die Flüchtlingsdebatte zeigt, in die sich Promis über Social Media Kanäle einmischen. Der neue „Empathie-Daumen“ kann eine Chance für CSR Kommunikation sein, wenn er von den Nutzern nicht missverstanden wird.
Ein gutes Beispiel dafür ist die MYWORLD2015-Kampagne auf der Facebook-Seite von Coca-Cola. Posts verlinken dort auf eine globale Umfrage der Vereinten Nationen (Link nicht mehr verfügbar), die keinen geringeren Anspruch hat, als die existenziellen Wünsche und Sorgen der Menschen zu erforschen, weltweit. „For a better world“ lautet der Claim, mit dem Coca-Cola die Kampagne begleitet. Niemand sollte überrascht sein, wenn bei einem solch ernsten Thema auch kritische Aspekte wie Krieg oder Umweltverschmutzung diskutiert werden. Lässt man als Marke diese Emotionen zu und bleibt authentisch, kann man seine Zielgruppe gewinnen. Der Grat zur Profilierung auf Kosten von Benachteiligten ist aber schmal, die Kommunikation erfordert Fingespitzengeführ und Reputationsexpertise. Social Media sollte keine Spielwiese für Azubis und Trainees sein – und das Unternehmen muss auch mit Taten beweisen, dass es sich für eine bessere Welt einsetzt.
Von Juliana Hartwig