Die Social-Media-Kampagne zum Superbowl – einem der wichtigsten Sportereignisse der Welt – ist Coca Cola schwer auf den Magen geschlagen. Der Brause-Hersteller hat seine neue Twitter-Kampagne „Make It Happy“ beworben und die Zuschauer aufgefordert, hasserfüllte Tweets zu teilen und dabei mit dem Hashtag „#MakeItHappy“ zu versehen. Die Hass-Botschaft wurde durch einen ASCII-Generator gejagt, der auf Basis des Zeichensatzes aus dem Text ein keckes Bild baute und es anschließend wieder über Twitter verbreitete: „Wir haben den Hass, den du gefunden hast, in etwas Fröhliches verwandelt.“ Das ging so lange gut bis eine Online-Redaktion Zitate aus Hitler’s „Mein Kampf“ schickte. Was Sie aus diesem Flopp lernen können.
Hitler-Zitate gehen an 2 Millionen Coca-Cola-Follower
Was mit der millionenschweren Werbung beim Superbowl begann, endete mit einer bösen Trollattacke: Eine Mitarbeiterin des Online-Magazins Gawker schickte einen Leitspruch der White-Nationalist-Bewegung „Wir müssen die Existenz unseres Volkes und eine Zukunft für weiße Kinder sichern“ an CocaCola. Daraus wurde ein ASCII-Bild einer Spielzeugmaus. Dieser Streich motivierte offenbar zu mehr. Gawker richtete den Twitter-Account „MeinCoke“ ein und schickte – jede Minute! – laufend Sätze und Satzteile mit dem Aktions-Hashtag raus. Coca Cola’s Kampagnenrechner machte daraus zahlreiche ASCII-Motive und schickte sie mitsamt der Hitler-Zitate wieder raus. Zwei Millionen Follower erhielten so 13 Troll-Nachrichten. Dann stoppte Coca Cola die Kampagne und löschte die Tweets mit den Mitteilungen aus „Mein Kampf“.
Unnötige Kommunikationskrise: Coca Cola war bereits Opfer von Trollen
Coca Cola ist damit der Missbrauch sehr schnell aufgefallen, doch dieser Unfall wäre überhaupt nicht nötig gewesen. Seit Jahren kapern Trolle Marketingkampagnen und machen sich ihren Spaß damit. Zuletzt ging in Deutschland die Kampagne „Trink ’ne Coke mit…“ in die Hose, weil Witzbolde sich Flaschenetiketten mit Verballhornungen ausdachten, zum Beispiel „Trink Coca Cola mit Ohrenschmalz“. Vollautomatische Reaktionen sind für Marketingleute sehr reizvoll, weil sie ohne große Kosten eine breite Community bespielen können. Doch die allermeisten Kampagnen werden recht schnell von Trollen gekapert.
Die Aktion der Gawker-Redaktion war allerdings sehr böswillig. Coca Cola reagiert entsprechend beleidigt: „Das Internet ist, was wir daraus machen, und wir haben gehofft, die Leute dazu zu inspirieren, einen schöneren Ort daraus zu machen.“ Es hätte genügt, sein Handwerk zu beherrschen – dann hätte es diese Kommunikationskrise nie gegeben.
Jörg Forthmann