Apple fördert Öko-Aluminium – Greenwashing oder substantielles Reputation Management?
Mal wieder viel gute Presse für Apple: Der iKonzern fädelte nach eigener Angabe ein Joint Venture zwischen zwei großen Aluminium-Produzenten ein, das ein CO2-sparendes Herstellungsverfahren für Aluminium zur Marktreife entwickeln soll, und unterstützt das Vorhaben technologisch und finanziell.
Autor Christoph Hein sieht in einem Kommentar in der Printausgabe der F.A.Z. vom 12. Mai 2018 Apples Engagement allerdings nur als einen „PR-Coup“: „Für Apple ist dies ein billiger Imagegewinn, den es braucht, um dem Druck von Umweltorganisationen zu widerstehen.“
Ist das Öko-Aluminium-Projekt also bloßes Greenwashing?
Meine Meinung: Nein.
Sicher, der Druck von Umweltschutzorganisationen (und einer immer mehr Nachhaltigkeit einfordernden Öffentlichkeit) wird ein wichtiger Faktor in Apples Entscheidungsprozessen sein. Darin sehe ich aber nichts Verwerfliches, sondern schlicht eine funktionierende Marktwirtschaft.
Entscheidend ist meiner Meinung nach viel mehr: Ist das Projekt nur ein „Feigenblatt“, das von größeren, ungelösten Problemen ablenken soll, oder ein ernster und substantieller Beitrag für mehr Nachhaltigkeit in Apples Lieferkette – und damit eine verdient bessere Reputation?
Gegen die Feigenblatt-Theorie spricht, dass es sich nicht um eine losgelöste, alleinstehende Maßnahme handelt. Das Öko-Alu-Engagement reiht sich vielmehr in Reihe vorbildlicher und von Fachleuten gelobter Projekte ein, mit denen Apple Schritt für Schritt die Nachhaltigkeit seiner Produktion verbessert. Keine Nebelkerze, sondern schlussrichtiger Teil ein größeren Strategie.
Es stimmt zwar, dass das neue Verfahren nur einen bestimmten Teil des bei der Aluminiumherstellung anfallenden CO2-Ausstoßes vermeiden kann – die sogenannte „direkte“ Emission im Arbeitsschritt der Schmelzflusselektrolyse. Diese direkte Emission ist laut Fachblatt „nature“ tatsächlich nur für rund 20 Prozent des CO2-Ausstoßes bei der Aluminiumherstellung verantwortlich – der Rest fällt bei der Erzeugung der großen Mengen elektrischer Energie an, die die Aluminiumproduktion auch weiterhin benötigen wird.
Aber macht das das Projekt unsinnig? Ganz und gar nicht. Die Gewinnung von Aluminium setzt weltweit jedes Jahr in etwa so viel klimaschädliche Gase frei wie Frankreich. Diesen Ausstoß um bis zu einem Fünftel zu reduzieren wäre ein enormer Fortschritt. Und: Die direkte Emission zu senken schließt Maßnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes bei der Stromerzeugung nicht aus. Solche Maßnahmen laufen durchaus parallel, denn viele Aluminiumproduzenten bauen von vornherein oder verlagern die Standorte ihrer Hüttenwerke in die Nähe von CO2-frei produzierenden großen Wasser- oder Erdwärme-Kraftwerken.
Fazit: Apples Engagement für Öko-Aluminium allein wird weder in der Aluminium-Produktion noch in Apples Lieferkette alle Probleme lösen. Aber es ist ein sehr sinnvoller Baustein von vielen in einer überzeugenden, konzernweiten Nachhaltigkeitsstrategie. Deshalb verdient sich Apple hier tatsächlich eine gute Reputation – und betreibt kein billiges Greenwashing.
Roland Heintze
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