Deloitte-Studie zu Krisenmanagement: Viel Zuversicht, wenig Praxistests
Regelmäßige Reputationsprofis-Leser wissen: Professionelles Reputation Management besteht aus drei Säulen. Neben dem kontinuierlichen Aufbau eines guten Rufs gehört dazu das frühzeitige, systematische Suchen nach und Eliminieren von Reputationsrisiken, um so viele Krisen wie möglich zu stoppen, noch bevor sie ausbrechen. Und die Vorbereitung auf die Krisen, die trotzdem unerwartet auftreten. Das bedeutet: Krisenabläufe planen, Verantwortlichkeiten festlegen – und durch Krisenübungen, also Simulationen, die Effektivität dieser Notfallmaßnahmen überprüfen und trainieren.
Krisenvermeidung und Krisenvorbereitung macht natürlich Arbeit. Warum und wie sehr sich dieser Aufwand lohnt – dazu hat Deloitte in der internationalen Studie „Stronger, fitter, better: Crisis management for the resilient enterprise“ jetzt interessante Zahlen veröffentlicht.
Grundlage ist eine Umfrage unter 523 „crisis management, business continuity, and risk senior executives“ unterhalb der Vorstandsebene aus Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens einer Milliarde US-Dollar aus 20 Ländern, darunter 106 aus Europa.
Ermutigend: 84 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Organisation tatsächlich einen Krisen-Management-Plan aufgestellt hat.
Die Studie zeigt im Weiteren, dass diese Notfallpläne negative wirtschaftliche Folgen deutlich mindern: Bei fast der Hälfte (47 Prozent) der Befragten aus Unternehmen ohne eine solche Vorbereitung kam es in Folge einer kürzlich durchlaufenen Krise zu merklichen finanziellen Einbußen. Unter den Befragten aus Unternehmen mit einem Krisenplan liegt diese Quote hingegen unter einem Drittel (31 Prozent).
Desweiteren identifiziert die Studie zwei interessante Trends: Die Krisen häufen sich – aber eine wirklich gute Vorbereitung findet in der Regel leider erst statt, nachdem ein Unternehmen eine Krise durchlebt hat. So geben fast 60 Prozent der Befragten an, dass Krisenfälle in den vergangenen zehn Jahren zugenommen haben. 80 Prozent haben innerhalb der letzten zwei Jahre eine Krise in ihrer eigenen Organisation erlebt. Die wichtigste Lehre, die diese Unternehmen im Nachgang aus ihren Krisen zogen, war: dass sie hätten verhindert werden können. Daraufhin haben 33 Prozent ihre Frühwarn-Systeme verbessert und 27 Prozent ihren Aufwand für Krisenprävention erhöht.
Deloitte empfiehlt (zu Recht), dass beim Erstellen der Notfall-Ablaufpläne die Vorstandsebene aktiv involviert sein sollte, und dass Vorstände Krisenübungen nicht nur veranlassen, sondern auch an ihnen teilnehmen sollten. Denn das am häufigsten genannte Problem – äh, ich meine natürlich: die am häufigsten genannte Herausforderung im Krisenfall war mit 24 Prozent die (mangelnde) Effektivität der Entscheidungsträger.
Solche Simulationen finden nach der Analyse der Studienautoren aber noch viel zu selten statt. Nur ein zu kleiner Anteil der Unternehmen, die sich auf verschiedene Krisenarten gut vorbereitet sehen, haben dies je in einer praktischen Übung überprüft, wie die folgende Grafik zeigt:
Fazit: Die nächste Krise kommt bestimmt. Wie gut ist Ihr Unternehmen und Ihre Leitungsebene darauf vorbereitet – und wann haben Sie das zuletzt in einer praxisnahen Krisenübung überprüft?
Wir helfen gern – Ihr Roland Heintze
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