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Ein Auto für Helden

Glaubwürdig und benevolent: Elon Musks Lob für Lebensretter bringt Boost für Teslas Reputation

Hollywoodreife Heldentat auf der A9: Ein Autofahrer wird auf der bayrischen Autobahn am Steuer bewusstlos. Vielleicht ein Schlaganfall. Unkontrolliert schrammt und schlittert sein VW im abendlichen Berufsverkehr mit rund 60 Kilometern pro Stunde an der Mittelleitplanke entlang. Kurz dahinter ist Manfred K. mit seinem Tesla Model S unterwegs. Er überholt, sieht den Fahrer im Gurt hängen, erkennt die Gefahr. Und reagiert sofort: Ein schneller Notruf, dann setzt sich K. mit seiner 70.000-Euro-Elektro-Limousine vor den VW. Er lässt das führerlose Fahrzeug auffahren, bremst vorsichtig, und bringt schließlich beide Wagen zum Stehen. K. und andere Zeugen leisten noch Erste Hilfe, bis die Rettungskräfte eintreffen, übernehmen und den VW-Fahrer in eine Klinik bringen. Dort geht es ihm schnell besser.

An Manfred K.‘s Tesla entsteht ein Schaden von ca. 2000,- Euro. Nicht wichtig für K.: „Das ist nur Blech, das kann man ersetzen“, sagt er der Süddeutschen Zeitung. K. sieht sich selbst nicht als Held. Anderer Meinung ist Tesla-Chef Elon Musk, als er von der Geschichte hört. Per Twitter gratuliert er Manfred K. – und verspricht, die Reparaturkosten zu übernehmen:

 

Gut für Teslas Reputation: Screenshot Twitter Musk's Tweet zu Retter mit Tesla auf A9

 

Das bringt Musk und Tesla nicht nur unzählige positiver, lobender Antworten auf Twitter ein, zum Teil mit Ankündigungen wie „Mein nächster Wagen wird ein Tesla“. Musks Unterstützung sorgt auch dafür, dass die Geschichte in den Medien weiterläuft – und verändert sie: Vor dem Tweet war in vielen Berichten nur von einem „Elektroauto“ die Rede, Tesla wird nicht erwähnt. Nach Musks öffentlichem Lob wird der Wagen hingegen in der Presse eindeutig als Tesla identifiziert.

Das ist doppelt gut für die Reputation von Tesla: Das Unternehmen präsentiert sich so nicht nur allgemein als benevolent. Sondern rückt Tesla-Autos im Bewusstsein der Öffentlichkeit in Zusammenhang mit Unfällen in ein positives Licht. Als das Auto, das Helden fahren und Leben rettet. Und genau so etwas braucht Tesla gerade, nachdem ein tödlicher Unfall mit einem auf „Autopilot“ fahrenden Tesla Model S in Florida weltweit für negative Schlagzeilen gesorgt hatte. Das hatte an Teslas Reputation als Technology-Leader gekratzt und die Sicherheit der Fahrzeuge in Zweifel gezogen*.

Schlecht gemacht kann so ein Schuss auch nach hinten losgehen. Dann nämlich, wenn der Eindruck entsteht, dass Unternehmen und Geschäftsführer das (Glück im) Unglück ausschließlich zu PR-Zwecken instrumentalisieren wollen. Und ihnen die Beteiligten in Wirklichkeit egal sind.

Bei Tesla wirkt dieses Verhalten aber nicht aufgesetzt, sondern ehrlich. Denn es fügt sich nahtlos in die selbstgestaltete „Story“ von Tesla ein: Musk sieht sich, seine Mitarbeiter und seine Kunden als eine Gemeinschaft, eine Community, und nutzt dafür schon seit Jahren vorbildlich die Möglichkeiten von Social Media. Dieses über Jahre gezielt aufgebaute und verdiente „Wir-Gefühl“ zahlte auf Teslas Reputation ein und verleiht Musks persönlicher Anteilnahme Glaubwürdigkeit.

 

Roland Heintze

 

* Offizielle Untersuchungen haben inzwischen ergeben, dass Tesla keine Schuld an dem Unfall trifft, sondern ein Fehlverhalten beider beteiligten Fahrer für den Unfall verantwortlich war.

 

Der Visionär und sein Auto: Elon Musk vor einem Tesla Model S.
Der Visionär und sein Auto: Elon Musk vor einem Tesla Model S.
Foto: „Elon Musk, Tesla Factory, Fremont (CA, USA)“ © Maurizio Pesce shared under a Creative Commons license CC BY 2.0

 

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Roland Heintze
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