Wechsel im VW-Vorstand: Befreiungsschlag für die Reputation von Volkwagen?
„Der CEO ist immer das Gesicht der Marke, also der Chief Reputation Manager“, sagte vor zwei Jahren der Chef eines großen deutschen Automobilherstellers. Der Ex-VW-Vorstand Matthias Müller wäre vielleicht noch im Amt, wäre er zu dieser Erkenntnis gekommen und nicht der damalige Opel-CEO Karl-Thomas Neumann. Lange schien es, als könne Müller den Gesetzen des Reputationsmanagements trotzen – reihte sich doch scheinbar folgenlos ein Fehler an den nächsten. Doch am Ende rächte sich das mangelhafte Reputation Management: Konzernlenker Müller wurde vom Aufsichtsrat auf Druck der Großaktionäre durch Markenchef Herbert Diess ersetzt.
Müller galt zwar als weitgehend unbelastet in der Diesel-Abgasaffäre, zumindest, was ihre Ursprünge angeht. Aber seit er den Vorstandsvorsitz von Martin Winterkorn übernommen hatte, fiel er vor allem durch eine kommunikativ mehr als unsensible Aufarbeitung des Skandals auf. Dazu gehörten u.a. ein Radio-Interview in den USA, in dem Müller versucht, den Skandal schön zu reden und so die nötige Einsicht vermissen lässt. Der Reigen scheint sich fortzusetzen mit einem desolaten Auftritt beim „Diesel-Gipfel“, unangemessen zur Schau gestellte Heiterkeit auf einer Hauptversammlung mitten in der Krise, kommunikative Selbstgefälligkeit im Hinblick auf sein Millionengehalt und fehlendes Vertrauen in der Belegschaft.
Statt eines „Chief Reputation Managers“ entwickelte sich Müller meines Erachtens eher zu einem „Chief Reputational Risk“. Doch die Management Performance zählt nicht umsonst zu den fünf entscheidenden Reputationsfaktoren. Im Hinblick auf die Reputation von Volkswagen ist die Trennung von Müller also tatsächlich eine sinnvolle Maßnahme. Zumal sein Nachfolger Herbert Diess durchaus einen guten Ruf genießt – auch im Hinblick auf seine kommunikativen Fähigkeiten.
Roland Heintze
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